Gefühlsachterbahn

Wüstenblume
von Waris Dirie

Bewertet mit 5 Sternen

Ich wollte dieses Buch schon seit einiger Zeit lesen und vor kurzem ergab sich dann die Möglichkeit. Es lässt sich meiner Meinung nach gut lesen, hat viele bewegende Momente, in denen der Leser mit der Autorin leidet und andere, in denen er sich - Gott sei Dank! - auch mit ihr freuen kann. Die ersten Kapitel enthalten jedoch einige verwirrende Zeitsprünge, sodass ich mit der Reihenfolge der Ereignisse etwas durcheinander kam.

Zunächst bescheibt Waris Dirie nach einer kurzen Einführung ihre Kindheit als Nomadenkind in der Wüste Somalias mit ihrer großen Familie. Vielleicht wollte sie nicht "mit der Tür ins Haus fallen" und hat deshalb in ihrer Erzählung so viele Zeitsprünge gemacht, um den Leser mit ihren früheren Lebensumständen vertraut zu machen. Beispielsweise berichtet sie von einem Ereignis, als sie vierzehn Jahre alt war. Daran schließt sie eine Geschichte aus ihrer Zeit als Kleinkind an. Es wirkt seltsam, hat jedoch sicherlich einen Grund.

Was folgt, sind Berichte über ihre Beschneidung und auch deren Folgen (die immer wieder im Buch erwähnt werden, weil sie eben die Lebensqualität dauerhaft und nicht nur auf die Sexualität beschränkt beeinflussen), ihre arrangierte Beinahe-Hochzeit mit einem älteren fremden Mann und ihre darauffolgende Flucht durch Somalia. Als schutzloses Mädchen ist sie nun ständig potentieller Gefahr ausgesetzt, doch durch glückliche Zufälle landet Waris Dirie schließlich in England. Dort arbeitet sie zuerst als Hausmädchen, dann bei einer Fast-Food-Kette und versucht schließlich, in der Modelbranche Fuß zu fassen. Doch der Weg zum erfolgreichen Model und zu einem glücklichen Leben ist steinig und führt u. a. über  Konflikte mit Behörden und verschiedenen Menschen, sowie arrangierte Ehen, um nicht des Landes verwiesen zu werden. 

"Wüstenblume" hat mich persönlich sehr beeindruckt. Trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Schicksalsschläge (wie ihrer Beschneidung oder auch Vergewaltigung), die Waris Dirie erleiden musste, blieb sie stark und verfolgte hartnäckig ihr jeweiliges Ziel - aus Somalia bzw. Afrika und damit aus der Armut herauskommen - und zwar im Alleingang -, sich in eine neue Gesellschaft zu integrieren oder Model zu werden. Zusammengefasst könnte man auch sagen: Glücklich zu werden.