Rezension

gefühlvoll, aber mit kleinen Schwächen

Die Sehnsucht des Vorlesers
von Jean-Paul Didierlaurent

Bewertet mit 4.5 Sternen

Guylain Vignolles ist Arbeiter in einer Papierverwertungsfabrik und hasst seinen Job aus tiefsten Herzen. Aus der Verwertungsmaschine, die seinem Freund Guiseppe bei einem Unfall die Beine abgetrennt hat, sammelt er jeden Tag die übrig gebliebenen Buchseiten sein, trocknet sie und liest sie dann jeden Morgen den Mitreisenden im Zug auf dem Weg zur Arbeit vor.
Sein Leben besteht eigentlich nur aus Arbeit und seinem Freund Guiseppe, dem er hilft seine Beine wiederzufinden. Als er eines Tages einen USB-Stick unter seinem Sitz im Zug findet und darauf das Tagebuch der Toilettenfrau Julie findet, weiß er, dass er Julie finden muss. Mit der Hilfe seines Freundes Guiseppe macht er sich auf die Suche.
Guylain ist schon ein kauziger Typ. Er redet mit seinem Goldfisch Rouget de Lisle und sein einziger Trost im Leben ist das Retten von Buchseiten. Aber gerade durch seine kauzige und verschrobene Art finde ich ihn sehr sympathisch. Das gerade er, der Bücher so sehr liebt, in einer Papierverwertungsfabrik arbeitet die er so sehr hasst, ist schon etwas seltsam. Aber mal ehrlich, wie  viele von uns gehen täglich einer verhassten Arbeit nach, nur damit sie überhaupt Geld verdienen.
Die überzogene Art, mit der der Autor seine Protagonisten beschreibt, wirkt auf mich einladend. Außerdem hat mich dieses Buch auch etwas nachdenklich gestimmt. Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um. Wie oft haben wir Vorurteile, ohne die Person genauer zu kennen. Wer weiß denn schon, ob die Toilettenfrau zu Hause tausende gelesene Bücher im Regal stehen hat und welche Umstände einen dazu zwingen, dienen oder jenen Job anzunehmen.
Sprachlich hätte der Autor sicherlich noch etwas mehr aus der Geschichte rausholen können. Der Sprachstil ist eher umgangssprachlich, manchmal etwas platt, lässt sich aber flüssig lesen.
Mich hat dieses Buch gut unterhalten und ich hoffe noch viel von dem Autor zu lesen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
 

Kommentare

Janine2610 kommentierte am 26. April 2016 um 23:53

Ich wünsche mir dieses Buch so sehr, nach deiner Rezension hier nun nur noch mehr ... ;)