Rezension

Gefühlvoll, aufwühlend, spannend

Das Gewicht des Himmels - Tracy Guzeman

Das Gewicht des Himmels
von Tracy Guzeman

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Ein langer Sommer in Neuengland. Die Schwestern Alice und Natalie begegnen dem geheimnisvollen Maler Thomas Bayber. In jenen Tagen entsteht ein Porträt, dessen tragische Bedeutung erst Jahrzehnte später ans Licht kommen wird. Denn die Begegnung zwischen Alice und Thomas ist der Beginn einer tiefen Liebe und zugleich einer Lüge, die mehr als ein Leben zerstört …

Am Ende seines Lebens beauftragt der gefeierte Maler Thomas Bayber seinen engen Vertrauten Dennis Finch, ein bisher unbekanntes Gemälde aus dem Jahr 1963 zu verkaufen. Der Kunstprofessor steht vor einem Rätsel, glaubte er doch bisher, das Gesamtwerk des Malers zu kennen. Aber beim Anblick des Gemäldes ahnt er, dass es um weit mehr geht als um das Bild selbst. Denn die beiden jungen Frauen auf dem Porträt scheinen für Thomas eine größere Rolle zu spielen, als er zugibt. Kurz darauf erkrankt Thomas schwer, und für Dennis Finch beginnt eine Suche, die ihn auf die Spur zweier völlig unterschiedlicher Schwestern, einer tragischen Liebe und einer Lüge mit verheerenden Folgen führen wird.

Meine Meinung:

Als großer Kate Morton Fan liebe ich Geschichten rund um Familiengeheimnisse und ich muss sagen, dass ich von dem Debüt der Autorin alles andere als enttäuscht bin.

Wir bekommen diesen gefühlvollen Roman aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen ist da Alice’ Sichtweise der Dinge. Mit ihr unternehmen wir so manchen Ausflug in die Vergangenheit, um das Geschehene noch besser verstehen zu können. Die Rückblenden sind dabei so geschickt angebracht, dass sich das Puzzle Stück für Stück zusammensetzt und so noch zusätzliche Spannung aufkommen lässt.
Die andere Seite der Geschichte erleben wir aus den Augen von Stephen und Mr Finch, die verzweifelt versuchen, das bisher unbekannte Gemälde zu finden. Ihre Reise führt sie dabei nicht nur in andere Bundesstaaten, sondern auch in die Vergangenheit.

Frau Guzeman hat ein außerordentliches Talent dazu, Figuren aus dem Nichts lebendig zu machen. Von Anfang an konnte ich mir die Figuren bildlich vorstellen. Dabei sind die Charaktere der Einzelnen so individuell, dass man sie einfach in sein Herz schließen muss. Wir haben es hier auf keinen Fall mit den üblichen Stereotypen zu tun, sondern mit ausgeprägten, von der Vergangenheit gezeichneten Menschen. Wenn man sonst die Handlungen erahnen kann, verhalten sich diese Charaktere ganz bestimmt anders und überraschen den Leser mehr als einmal.

Die Geschichte spielt in Amerika. Wie bereit schon erwähnt, bewegen wir uns teilweise im Jahr 1963 und dann wieder in 2007. Die Umgebungsbeschreibungen sind dezent eingeflochten und haben so keinen aufzählenden Charakter, was ich sehr positiv wahrgenommen habe.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber doch noch anzubringen. Die Spannungskurve lässt einen auf den ersten 100-200 Seiten etwas im Stich. Zunächst werden die Verhältnisse untereinander geklärt, bevor die Suche so richtig losgehen kann. Am Anfang sind die Charaktere auch etwas schwer auseinanderzuhalten, weil manchmal die Sprache von einem Denny ist und er kurz darauf dann Mr Finch genannt wird. Erst im späteren Verlauf wird klar, dass er Dennis Finch heißt und ein und dieselbe Person ist.

Wer sich für dieses Buch entscheidet, sollte eine Neigung zur Kunst haben, denn die Autorin beschreibt teilweise sehr lange, aber auf eine poetische Art und Weise, die Bilder des Hauptcharakters Thomas Bayber. Da die Bilder den zentralen Mittelpunkt der Geschichte bilden, wird ihnen auch genauso viel Aufmerksamkeit entgegengebracht.

Für mich eine nichts desto trotz spannende, gefühlvolle Suche nach den Wurzeln einer Familie. Das Schicksal der beiden Kessler-Schwestern hat mich gefesselt und mir ein paar schöne Lesestunden beschert.

Bewertung: 4 / 5 Sterne