Rezension

Gefühlvoll und bewegend

Die Frau am See - Sara Gruen

Die Frau am See
von Sara Gruen

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman startet mit einem Prolog, in dem einer Frau unfassbares Leid widerfährt. Sie verliert fast gleichzeitig ihren Ehemann und ihr ungeborenes Kind - und verzweifelt an diesem Schicksalsschlag. Drei Jahre später reisen das amerikanische Ehepaar Maddie und Ellis mit ihrem guten Freund Hank trotz des 2. Weltkriegs in das schottische Hochland, um die sagenhafte Existenz von Nessie zu beweisen. Von den Einheimischen argwöhnisch beobachtet, mieten sie sich im einzigen Gasthaus am Ort ein und machen sich mit ihren Ansprüchen und ihrem Gebaren mehr als unbeliebt...

Die drei Hauptpersonen sind mir von Anfang an sehr unsympathisch gewesen. Leider verstärkt sich dieser Eindruck beim Weiterlesen immer mehr. Die beiden Männer, die aus einer gehobenen Gesellschaftsschicht stammen, behandeln die Dienstboten, als ob sie keine Menschen wären. Gleichzeitig erwarten sie aber unausgesprochen eine bevorzugte Behandlung von ihnen. Außerdem sind sie fast die ganze Zeit über betrunken und Ellis hat zudem auch noch ein Tablettenproblem. Nur Maddie, die Ehefrau, macht eine Wandlung in ihrem Benehmen durch und erkennt immer deutlicher, den wahren Charakter ihres Ehemannes und dessen besten Freundes. Im Gegenzug freundet sie sich heimlich mit den Mägden des Gasthauses an und lernt deren Sorgen und Nöte zu verstehen. Sie packt sogar tatkräftig mit an und ist sich für nichts zu schade. So findet man sie als Leser auch immer sympathischer und kann sich besser in sie hineinversetzen. Die Frauen und der Wirt Angus danken es ihr, indem sie ihr ebenfalls beistehen, als sie in eine fast ausweglose Situation gerät.

Mir gefällt, wie die Autorin den Zusammenhalt der kleinen Gemeinschaft beschreibt und wie in Krisensituationen jeder auf den anderen zählen kann. Die Liebesgeschichte wird eindringlich, aber ohne kitschig zu wirken, erzählt und im Verlauf der Handlung wird dann auch die Verbindung zu dem Geschehen im Prolog aufgekärt.

Ein gefühlvoller und bewegender Roman, der mich sehr gut unterhalten hat, ohne in banale Klischees abzudriften. Allerdings hätte für meinen Geschmack noch etwas mehr Mystik dabeisein können. Die Legende der Raben wird nur kurz angesprochen, das Rätsel um Nessie und auch die geheimnisvolle Frau am See hätten gerne mehr Raum einnehmen dürfen. Doch ansonsten kann ich das Buch sehr empfehlen!