Rezension

Gefühlvoll und ein wenig melancholisch

Ein Teelöffel Land und Meer - Dina Nayeri

Ein Teelöffel Land und Meer
von Dina Nayeri

Bewertet mit 4 Sternen

Saba und Mathab sind Zwillinge, die plötzlich auseinander gerissen werden. Von nun an trennt sie nicht nur ein Teelöffel Land und Meer. Ihr Vater und die Menschen um sie herum erklären ihr, dass ihre Schwester tot, ertrunken im Kaspischen Meer sei. Doch auch ihre Mutter scheint spurlos verschwunden. Saba ist sich ganz sicher, dass ihre Schwester mit ihrer Mutter es nach Amerika geschafft haben. Denn was die anderen nicht wissen können: Eine schleierhafte Erinnerung beweist eindeutig wie Mathab und ihre Mutter in ein Flugzeug gestiegen sind...
Und da Zwillinge immer ein gleiches Schicksal haben, wie kann da Saba leben und Mathab tot sein? Nein, Mathab lebt und führt in den Geschichten Saba ein schweres aber glückliches Leben in Amerika!

Mich konnte das Buch packen. Allerdings muss man sagen, dass das Buch nicht viel Spannung aufbaut, trotzdem wird man immer weiter dazu motiviert weiter zu lesen.Die Geschichte ist anfangs sehr unvorhersehbar. Man fragt sich ob Mathab nun lebt oder tatsächlich ertrunken ist, wie alle es behaupten. Und was ist überhaupt mit der Mutter? Alles wirkt etwas mysteriös. Zudem lässt sich schwer vorhersagen mit welchem Schicksalsschlag Saba als nächstes gebeutelt wird. Um ihrem Trauma ein wenig zu entfliehen, erfindet Saba Geschichten von ihrer Schwester in Amerika. Mir hat hier besonders gut gefallen, wie ähnlich die Geschichten von Saba und Mathab sind, obwohl die Eine ein freies Leben in Amerika führt und die Andere ein eingeschränktes im Iran. So konnte man sehr schön herauslesen, welche Wünsche und Ängste Saba plagen. Und welches Leben sie gerne führen würde, wenn sie nur die Freiheit dazu hätte.

Ein weiterer Punkt, der mich veranlasste dieses wunderbare Buch zu lesen, sind die Beschreibungen von dem Land und der persischen Kultur. Die Autorin beschreibt die Landschaft sehr eindrucksvoll, ich hatte immer ganz genaue Bilder vor meinen Augen. Zudem erfährt man viel interessantes über das Leben im Iran. Ich hatte während dem Lesen große Lust die Gerichte und Speisen, die beschrieben wurden selbst zu probieren. Zum einen wird noch erzählt wie es vor der Revolution war und zum anderen, wie sich alles durch die neue Regierung geändert hat, was ich ehrlich gesagt ziemlich bedauernswert fand. 
Neben all den schönen Seiten des Irans passieren jedoch viele schreckliche Dinge, die man sich in unserer Welt kaum vorstellen kann. Man leidet und fühlt mit den Figuren mit und man möchte gar nicht glauben, dass solche Dinge irgendwo das draußen in der Welt wirklich passieren.

Besonders gut hat mir auch der Schreibstil der Autorin gefallen. Meiner Meinung nach eignet sich das Buch nicht zum schnellen Überfliegen, da einem sonst eine gewaltige und wunderschöne Bildsprache entgehen. Trotzdem taucht man gut in das Buch ein und man findet sich ganz schnell in einer anderen Welt wieder, die so wunderbar detailliert ist, dass man nicht viel Fantasie benötigt, um sich alles ausmalen zu müssen.

Das Ende kam für mich nicht überraschend. Irgendwie hatte ich mit so einem ähnlichen Ende gerechnet. Ich fand es ein wenig schade, dass eine überraschende Wende ausblieb. Irgendwie fehlte mir da so ein bisschen der Höhepunkt in der Geschichte. Trotzdem war es insgesamt betrachtet eine absolut lohnenswerte Lektüre, die ich nur weiterempfehlen kann.