Rezension

Gefühlvoll und nachdenklich, aber mir hat der "Funke" gefehlt.

Zwanzig Zeilen Liebe
von Rowan Coleman

Bewertet mit 4 Sternen

"Ich liebe es, wie die Stiftspitze über das Papier gleitet und Kringel und Schlaufen darauf hinterlässt, die so viel bedeuten." S. 32

Es ist immer etwas schwierig ein Buch zu bewerten, von dem man sich wohl sehr viel erhofft hat und von dem man am Ende überlegt, ob es einem denn nun gefallen hat oder nicht. Vorallem, da Rowan Colemans Vorgänger "Einfach unvergesslich" eines meiner Lieblingsbücher ist. Allggemein betrachtet hat mir diese Geschichte ganz gut gefallen, jedoch konnte es mich nicht ganz so in den Bann ziehen, wie es das andere Buch von ihr geschafft hat.
"Zwanzig Zeilen Liebe" wird aus der Sicht von insgesamt vier Protagonisten erzählt: Stella, einer Hospitzschwester, Hope, die an Mukoviszidose leidet, Hugh, einem jungen Mann, der seine Mutter verloren hat und eine Katze besitzt, die allgegenwärtig scheint und Vincent, Stellas Mann, der jedoch nur zum Schluss einmal als Erzähler auftaucht. Die gesamte Konstellation der Protagonisten und der Handlungsstränge fand ich grundsätzlich sehr harmonisch. Ich mochte vorallem Stella und Hugh. Die Idee, die Katze als Verbindungsglied zu inszinieren fand ich ebenfalls sehr gelungen. Wobei sich die Geschichten auch anderweitig kreuzen. Colemans Schreibstil war angenehm, leider fand ich einige Passagen etwas zu klischeehaft und schon beinahe zu erzwungen. Daher kam bei mir auch erst sehr spät das Gefühl auf, dass mich das Buch "packte". Bis zur Hälfte wusste ich zunächst gar nicht, wie ich das Buch einschätzen soll. Zum Ende hingegen fand ich vorallem die Erzählund rund um das Schicksal von Stella und Vincent sehr ergreifend und hätte mir sogar gewünscht, dass diese Geschichte vielleicht etwas stärker im Vordergrund gestanden hätte.

"So langsam glaube ich, Kinder sind wie wilde Tiere: Wenn sie eine Schwäche wittern, stürzen sie sich auf dich und zerfleischen dich." S. 167

Hughs Geschichte gefiel mir mitunter auch am besten. Dadurch, dass er den Nachbarsjungen kennenlernt, gibt es der Geschichte noch eine gewisse humorvolle Komponente. Seine beruflichen Erfahrungen tragen zudem sehr zu der ganzen Philosophie des Buches bei. Es verleiht der Geschichte eine Tiefe, die zum Nachdenken anregt und bei der man die gesamten Schicksale der Protagonisten noch einmal näher betrachtet.
Das eigentliche Konzept, sprich das Verfassen Abscheidsbriefe der Patienten von Stella, erschien mir ebenfalls als eine rührende Art, die Geschichten miteinander zu verbinden. Leider hat es für mich an der ein oder anderen Stelle nicht ganz zu den nachfolgenden Kapiteln gepasst, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, die Stimmung des Buches zu verlieren und "von vorne" anfangen zu müssen. Die Briefe haben durch die unterschiedlichen, beeinhalteten Themen, immer einen "cut" gemacht, der mich manchmal das Gefühl gab, nicht wirklich , wieder in die Geschichte hineinzufinden. Zudem hatte ich ab und zu auch Probleme mit der Geschichte rund um Hope und ihren Freund Ben. Obwohl Hopes Geschichte rührend und auch ernst zu sein schien, kamen mir die Stellen oft vor, wie ein nicht ganz ernst genommener Teenager-plot.
Dennoch finde ich das Werk im Großen und Ganzen schön, wenn auch nicht "perfekt". Die Geschichte appelliert definitiv an die Gefühle des Lesers und lässt ihn auch über das Leben an sich nachdenken. Über das, was einem wirklich wichtig ist. Und genau, das ist es auch was das Buch ausmacht. Auch wenn einen die Erzählung vielleicht nicht euphorisch werden ließ, man möchte am Ende zu den Leuten gehen, die man liebt und ihnen das auch sagen.

 

Insgesamt: Gefühlvoll und nachdenklich. Handlungsstränge, die auf eine interessante weise zusammengeführt werden und eine kleine Katze, die man durch ihre "Rolle"  ins Herz schließt. Abschiedsbriefe, die einem viele Schicksale darlegen und einen mitfühlen lassen. Grundsätzlich schöne Idee mit mir liebgewonnen Charakteren. Leider an der ein oder anderen Stelle nicht ganz überzeugend.