Rezension

Gefühlvolle Dystopie

Everlasting - Holly-Jane Rahlens

Everlasting
von Holly-Jane Rahlens

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Man schreibt das Jahr 2264.
Gefühle sind unerwünscht, die Liebe ist ausgestorben. Die Geburtenrate ist gefährlich gesunken. Der junge Historiker und Sprachwissenschaftler Finn Nordstrom, Spezialist für die inzwischen tote Sprache Deutsch, erhält den Auftrag, die 250 Jahre alten Tagebücher eines jungen Mädchens aus dem Berlin des 21. Jahrhunderts zu übersetzen. Öde, findet er. Und albern. Doch dann ist er zunehmend fasziniert von dem Mädchen, das quasi vor seinen Augen erwachsen wird.

Schließlich soll Finn in einem Virtual-Reality-Spiel in der Zeit zurückreisen, um das Mädchen zu treffen. Ohne es zu wissen, wird er damit zum Versuchskaninchen der Spieleentwickler. Warum schicken sie ausgerechnet ihn, den Fachmann für tote Sprachen, in die Zeit kurz vor Ausbruch der Großen Epidemie? Und was ist das für ein sonderbares Gefühl, das ihn überkommt, wenn er der jungen Frau begegnet?

Bald muss Finn sich entscheiden – für die Liebe oder für die Zukunft …

Meine Meinung:

Nachdem ja so ein riesiger Hype um dieses Buch gemacht wurde, musste ich es dann ebenfalls lesen und nach einem schwierigen Start, habe ich das Buch auch noch lieben gelernt.

Wir bekommen die Geschichte aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Finn Nordstrom erzählt. Der Erzählstil ist für mich außergewöhnlich, weil die Bevölkerung des Jahres 2264 das “Ich” abgeschafft hat. Man spricht über sich selbst in der dritten Person (“Dieser Leser mochte das Buch.”) und das hat mich ganz schön lange am Text hängen bleiben lassen. Immer wieder bin ich über diese Formulierungen gestolpert und habe mich zu Beginn mehr als ein Mal gefragt: Von wem redet der jetzt?

Ansonsten ist der Schreibstil durch die Tagebucheinträge von dem unbekannten Mädchen sehr aufgelockert und lässt einen schnell vorwärts kommen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen und musste dann einfach wissen wie es weitergeht. Ab Seite 170 ca. hat mich das Buch richtig gefesselt.

Der Start war für mich sehr problematisch, weil wir uns wirklich sehr weit in der Zukunft befanden. Sehr viele Fremdworte, die nicht immer sofort erklärt werden, haben mir das Lesen schwer gemacht, weil ich mir so vieles nicht vorstellen konnte. Nach und nach ergab dann alles einen Sinn und das Lesen wurde flüssiger, aber ich muss zugeben, dass ich kurz davor stand abzubrechen – zum Glück habe ich es nicht getan.

Die beiden Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Die Veränderungen, die in Finn vor sich gehen, waren authentisch und nachvollziehbar. Er ist ein sehr sympathischer Charakter und man ist sofort auf seiner Seite und fiebert mit ihm mit. Die Distanz zur Protagonistin ist durch die Tagebucheinträge klar dargestellt. Wir lernen sie quasi mit Finn zusammen kennen und das auf eine sehr spannende Art und Weise.

Die Geschichte ist auf jeden Fall etwas fürs Herz. Neben den Zeitreiseelemten stehen vor allem die Gefühle im Vordergrund. Im Verlauf der Geschichte wird immer deutlicher, wie abgestumpft die Gesellschaft in Bezug darauf geworden ist und so sind Finns aufkeimende Gefühle so etwas wie ein kleines Blümchen in der Wüste. Zum Ende hin musste ich sogar zwei Tränchen verdrücken, weil mich seine Handlungen gerührt haben.

Der Abschluss der Geschichte ist gelungen, hat mich persönlich aber ein wenig unbefriedigt zurück gelassen. Ich hätte gerne mehr erfahren bzw. sind einige Dinge nicht klar genug angesprochen worden und so hat es ein bisschen “offenes Ende”-Charakter für mich. Insgesamt aber eine spannende, emotionale Story in einer weiten Zukunft.

Bewertung: 4 / 5 Sterne