Rezension

Gehe niemals mit Fremden mit

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

Bewertet mit 5 Sternen

 

"Das Mädchen, das rückwärts ging" war für mich ein äußerst beklemmendes Buch, da ich als Mutter immer die Sorge habe, dass mir jemand mein Kind nehmen könnte. Auch wenn man den Kindern beibringt niemals mit einem Fremden mitzugehen, passiert es doch und für Eltern beginnt ein wahrer Alptraum, gefangen zwischen Hoffnung und Ängsten. Beth ist ruhelos und es dauert lange bis sie wieder ein einigermaßen normales Leben führen kann. Der Schmerz um den Verlust sitzt tief und kann wahrscheinlich auch nur dann begreiflich werden, wenn man selbst Kinder hat und dieses Bangen, Warten und Hoffen mitfühlen kann. Gramps der es sehr geschickt anstellt Carmel zu entführen, trifft Carmel genau dort, wo wahrscheinlich jedes achtjährige Mädchen mitgegangen wäre. Welches Ziel er dabei vor Augen hat, wird mir erst spät bewusst und auch wenn er Carmel keine Schmerzen zufügt, ist es doch ein Missbrauch. Er nimmt einem Kind die Mutter und einer Mutter ihr Kind. Carmel, ein Name wie Karamell, hat eine tiefe Sehnsucht nach ihrer Mutter und mag sich lange nicht mit ihrem Schicksal abfinden. Auf Lügen aufgebaut bindet Gramps Carmel an sich und hat dabei seine eigenen hochgesteckten Ziele. Für ihn ist Carmel etwas ganz Besonderes und dabei missachtet er, dass er sich strafbar macht.

 

Ich empfand das Buch als äußerst schmerzlich, denn auf jeder Seite springt mir der Verlust und die Trauer über die Trennung von Mutter und Tochter entgegen. Der Autorin ist es gelungen ein äußerst emotionales Buch zu erschaffen, welches mich sensibilisiert erneut mit meiner Tochter zu sprechen, damit sie eben nicht mit einem Fremden mitgeht, egal, was er ihr erzählen wird.

 

Die verschiedenen Erzählperspektiven machen "Das Mädchen, das rückwärts ging" zu einem Buch, welches absolut authentisch auf mich wirken konnte. Der Wahnsinn der mir förmlich entgegen sprang und die Gier nach Geld und Anerkennug empfand ich als äußerst befremdlich. Gamps, der sich selbst als Mann Gottes sieht, übersieht leider, dass ein Leben auf Lügen aufgebaut ist, nicht vor dem Gericht schützen wird. Als er zu begreifen beginnt, ist schon sehr viel Zeit vergangen und der rote Mantel den Carmel am Tag ihres Verschwindens trug, passte schon lange nicht mehr.