Rezension

Geheimnisse, Gefahren und Leidenschaften

Cold Princess - Vanessa Sangue

Cold Princess
von Vanessa Sangue

Bewertet mit 4 Sternen

Die Mafiakönigin Saphira De Angelis regiert mit eiserner Hand über ihren Teil der Stadt Palermo und steht in ewigem Widerstreit mit der anderen, feindlich gesinnten Mafiafamilie unter der Leitung von Guiseppe. Nach ihrem tragischen Schicksal hat sie Regeln aufgestellt, deren Ausführung sie zu einer mächtigen, gefürchteten und emotionslosen Anführerin machen. Durch ihre teils grausamen und brutalen Taten hat sie sich ihren Platz und Respekt redlich verdient. Doch dann kommt Madox als ihr neuer Leibwächter ins Spiel und langsam beginnt ihre Maskerade, die sie so mühsam erschaffen hat, zu bröckeln und legt ihr Innerstes frei. Hat sie sich doch geschworen niemals wieder Gefühle zu zeigen, sich keine Schwäche zu erlauben, denn die kann tödlich sein, wie sie schmerzlich erfahren musste. Und dennoch hat Madox etwas an sich, dass sie schwach werden lässt. Doch ist Madox wirklich der, der er zu sein scheint?

Das wunderschöne Cover hat mich sofort angezogen und das Buch interessant erscheinen lassen. Mit dem ganzen Glitzer und dem königsblau lässt es eher an eine romantische Liebesgeschichte denken, in der jemand das erkaltete Herz der weiblichen Protagonistin erweichen wird. So in der Art trifft es auf den letzten Punkt auch zu, allerdings ist es keine klassische, romantische Geschichte sondern durch die Mafiaanteile ziemlich brutal und gefährlich, durchsetzt mit Verrat und tödlichen Geheimnissen und einer ganzen Menge Spannung.

Die Atmosphäre ist düster, hart und kalt. Manchmal jedoch durchsetzt durch erotische und heiße Szenen, die gemischt sind mit teils gewalttätigen Handlungen, an der Grenze zur Brutalität. Es handelt sich bei vielen Personen um soldati oder guardie, ausgebildete und äußerst tödliche Kämpfer und Auftragskiller, die alles tun um Saphira zu beschützen.

Die italienischen Begriffe wie famiglia, soldati und guardie bringen den italienischen Flair sehr gut rüber und lassen die Geschichte authentischer wirken. Das ist mir sehr positiv aufgefallen.

Bei Saphira als Protagonistin war ich mir nicht sicher ob ich eher Furcht oder Mitleid empfinden sollte. Vermutlich eine Mischung, denn ihre Vergangenheit hat sie zu dem gemacht was sie heute ist und dadurch haben ihre Taten eine gewisse Rechtfertigung. Wenngleich sie sehr zwiegespalten in Bezug zu ihren Gefühlen ist, da einerseits die kalte, gefühllose Anführerin Saphira auf die emotional getroffene und verletzliche Saphira trifft und sie manchmal im Widerstreit stehen, war sie mir ziemlich sympathisch. Sie kennt Gnade und tötet, wenn, dann nicht grundlos oder aus Spaß. Man kann ihren Gefühlen sehr gut folgen und entwickelt Verständnis für sie und ihre Lage.

Madox ist da etwas Anders. Er ist der Auftragskiller schlechthin und hat alles, was in gefährlich macht. Zudem ist er ziemlich intelligent und folgt nicht blind Befehlen. Einerseits ist da der gefühllose, ja beine psychopathische Killer, der Spaß am Töten hat, aber in einigen Situationen - mit Saphira beispielsweise - zeigt er ganz andere Facetten und kann mitfühlend und sanft sein. Das steht so stark im Widerspruch, dass ich nicht finde, dass er authentisch wirkt. Das passt in dieser Ausprägung der beiden Pole nicht zusammen. Für mich ist das in etwa so, als würde man in einem Thriller einen Mörder haben, der brutal vorgeht und andere tötet, aber bei einem Opfer plötzlich Mitleid hat und es dadurch verschont. Das passt nicht zu ihm und sowas würden die meisten wohl auch nicht lesen wollen, ist die Erwartungshaltung doch eine ganz andere. Aus diesen Gründen hat mich Madox leider nicht ganz überzeugen können.Dennoch kann ich verstehen, dass die Autorin ihn durch die sanfte Seite als Sympathieträger - sofern es möglich ist - darstellen wollte. Das wäre vermutlich nicht geschehen, wenn er durch und durch der Killer wäre, der er in Wirklichkeit ist. 

Die Nebencharaktere haben mir größtenteils sehr gut gefallen und waren auch sehr sympathisch ausgearbeitet, bis auf Guiseppe, der so verschlagen und hinterlistig ist, wie es wohl nur ein Mafiaanführer sein kann. Doch im Gegensatz zu Saphira kennt er keine moralischen Grenzen, wenn man davon überhaupt in diesem Milieu reden kann.

Insgesamt hat es mir an den Handlungen allerdings an Spannung gefehlt. Bis auf einige sehr riskante und gefährliche Situationen, plätschert die Geschichte mehr so vor sich her und es passiert einfach nicht so viel Gehaltvolles. Es gibt einige traurige Szenen, die mir nahe gingen und auch einige amüsante Szenen. Voller Leben waren vor allem die erotischen Szenen, die gut eingestreut waren und sehr gut mit dem Rest harmonierten. Manchmal vielleicht etwas Befremdlich, wenn man die Gesamtsituation bedenkt und liest, dass sie sich quasi vergnügen, obwohl gerade dringlichere Dinge anstanden, aber alles in allem passend und abwechslungsreich. Sehr gut kann die Autorin Situationen spannend gestalten und vor allem ausklingen lassen, sodass man sofort wissen will wie es nun weitergeht. Dadurch kommt dann auch der fiese Cliffhanger zustande, der mich quasi dazu zwingt weiterzulesen ;) 

Im Vergleich zu meiner Erfahrung mit ähnlichen Geschichten dieser Genremischung hat das Buch durchschnittlich bis gut abgeschnitten. Es ist mal etwas Anderes und definitiv nicht 0815,konnte mich dennoch nicht so überzeugen wie ich es erwartet und mir gewünscht hatte. Das liegt vor allem hat an der zwiegespaltenen Darstellung von Madox und der teils zu langsam voranschreitenden plätschernden Handlung, die einiges an gefährlicher Atmosphäre zunichte gemacht hat und mir das Gefühl gegeben hat, es fehle etwas Entscheidendes um das Buch perfekt und glaubhaft abzurunden.