Rezension

Geheimnisvolles Frauenporträt

Der Augenblick der Zeit - Stephanie Schuster

Der Augenblick der Zeit
von Stephanie Schuster

Bewertet mit 4 Sternen

Was verbindet die Suche der Galeristin Ina Kosmos nach einem Gemälde mit Georg Tannstetters Aufenthalt am Mailänder Hof 500 Jahre zuvor? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Roman von Stephanie Schuster.

Ina ist überzeugt, dass das Frauenporträt, das sie auf einer Auktion in London entdeckte, von Leonardo da Vinci stammt. Während ihre Freunde sie dazu ermuntern, ihre frühere Leidenschaft, die Malerei, wieder aufzunehmen, ist Ina regelrecht besessen davon, die Herkunft des Gemäldes, das sie aus verschiedenen Gründen fasziniert, herauszufinden.

Parallel verfolgen wir die Geschichte von Georg Tannstetter, Sterndeuter und Leibarzt von Kaiser Maximilian I. Er wird nach Mailand an den Hof des Herzogs Ludovico Sforza gesandt und lernt dort den Hofkünstler Leonardo da Vinci kennen. Lebendig und bildreich beschreibt Stephanie Schuster die Atmosphäre in den Mailänder Straßen und Gassen und das dekadente Leben am Hofe.

Die beiden Erzählstränge werden geschickt miteinander verwoben und steuern auf eine interessante Auflösung zu. Auch sprachlich passt sich Stephanie Schuster der jeweiligen Zeit an und macht die Handlung dadurch noch authentischer. Dabei gibt sie nicht nur einen Einblick in das vielseitige Talent und Schaffen da Vincis, sondern weckt auch das Interesse für die Entstehung eines Kunstwerks. Dieses Thema kombiniert die Autorin elegant mit der Geschichte einer Galeristin, deren Leidenschaft für die Malerei und Farben neu entfacht wird. Lediglich Inas Romanze mit dem Lichtgestalter Oliver bremst die Handlung ein wenig aus.