Rezension

Geht ganz langsam unter die Haut

Nichts ist gut. Ohne dich.
von Lea Coplin

Bewertet mit 5 Sternen

Ich wüsste zu gern, wer ich bin. Und wann ich mich verloren habe. Warum ich Dinge tue, die ich nicht tun will, warum ich Dinge zulasse, die nicht geschehen sollten. Ich frage mich, wie lange ich mich schon in diesem Zustand befinde, in dieser Schwebe zwischen Ahnungslosigkeit und Gleichmut.

Leander ist wieder da!
Jana traut ihren Augen nicht, als er plötzlich im Buchladen an ihrer Kasse steht. Der Leander, der erste einen für ihren Bruder tödlichen Unfall verursacht hat und dann von jetzt auf gleich nach Berlin verschwunden ist. Es hiess, ihre Väter hätten einen Deal ausgehandelt....
In Janas Leben war danach nichts mehr so wie es einmal war. Die Ehe der Eltern zerbrach, ihre Schwester hatte einen Nervenzusammenbruch... Und Jana selber? Sie hat eine Affaire, die sie nicht glücklich macht und ihr Leben dümpelt mehr oder weniger auf der Stelle. Eine Begegnung mit Lean ist wirklcih das letzte was sie braucht.
Was will er überhaupt hier?

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Eine sehr emotionale Reise.
Gar nicht mal von Anfang an, denn obwohl mich die Geschichte sofort gefesselt und mitgenommen hat, bauen sich die Emotionen erst langsam, fast schon schleichend auf. Ganz plötzlich sind sie da und haben dann sofort eine enorme Wucht. Das ist schon klasse gemacht.

Anfangs habe ich gedacht: eine gute Geschichte, aber ob ich mit Jana und Lean je richtig warm werde, ist fraglich. Und dann bekommen ihre betonharten Schutzschichten Risse. Die Masken bröckeln Schicht um Schicht und legen pure Emotionen frei. Das ging so leise vonstatten, bevor ich es gemerkt habe, hatte es mich schon eiskalt erwischt.

Lea Coplin, die man bereits als Anne Sanders oder Alexandra Pilz kennt, hat einen tollen Schreibstil. Angenehm, flüssig und ohne grosses Drama, dafür aber mit enormer Sogwirkung.

Ausgereifte, überzeugende Charaktere runden das Ganze ab. Sie haben Tiefe, Ecken  und Kanten. Mir persönlich hat es sehr gefallen, dass sie eine nicht gradlinige, dafür umso authentischere Entwicklung durchmachen.

Fazit: Ein berührender und doch klischeefreier Roman, der sich eines nicht ganz einfachen Themas annimmt. Mich hat er gefesselt.