Rezension

Gehyptes Buch mit Tiefgang und Humor

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4 Sternen

Ich schloss die Augen und ließ den Kopf an die Kopfstütze zurücksinken. Und so saßen wir noch eine Weile, zwei Menschen, die der Musik nachträumten, halb verborgen in den Schatten einer Burg auf einem mondbeschienenen Hügel. S. 238

Eine Geschichte wie ich sie bisher noch gar nicht kannte. Keine romantische Liebesgeschichte und doch voll tiefer Gefühle. “Ein ganzes halbes Jahr” berührt das Herz wie es selten ein Buch tat. Das Leben könnte es nicht besser schreiben. Jojo Moyes hat wirklich ganze Arbeit geleistet und die Charaktere Lou und Will in unsere Herzen geschrieben.
Louisa ist 26, lebt bei ihrer Familie, ist in einer Beziehung mit Patrick und hat ihren Job verloren als sie ein Angebot bekommt für ein halbes Jahr bei einem Tetraplegiker als gutbezahlte Pflegehilfe zu arbeiten.
Will ist erfolgreich, gutaussehend, selbstbewusst und voller Tatendrang als ihn ein folgenschwerer Unfall ereilt der ihn für immer an den Rollstul fesselt.
Durch Lous Job begegnen die beiden sich beiden. Anfangs kommen sie nicht gut miteinander klar, aber nach einiger Zeit läuft es immer besser mit ihnen. Bis Lou erfährt warum die Stelle nur auf ein halbes Jahr befristet ist. Warum genau möchte ich euch hier allerdings nicht erklären, lest es selber. Es lohnt sich.

Jojo Moyes hat einen ganz zauberhaft leichten Schreibstil, der einen emotionsgeladen durch die Seiten begleitet. Doch obwohl die Grundstimmung des Buches für mich eher etwas traurig gehalten war gibt es eine gute handvoll Humor im Roman.
Will ist sarkastisch, weiß alles besser und hat einen Dickkopf. Lou ist sprunghaft, unerfahren und frech. Diese Kombination bringt immer wieder humorvolle Szenen hervor trotz oder besonders wegen der eigentlich recht schweren Grundthematik des Suizids.
Moyes Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet und zwar nicht nur die Protagonisten und deren Lebensgeschichten, sondern auch deren Familien und ihre Leben. Wir erleben die Geschichte meistens aus Louisas Sicht. Ein paar der Kapitel bekommen wir allerdings auch durch die Augen anderer Charaktere zu lesen. Wills Mutter und Vater oder Lous Schwester zum Beispiel. Durch diese unterschiedlichen Perspektiven hat man eine gute Übersicht über die ganze Geschichte. Das hilft unglaublich um sich emotional in die Geschichte versetzen zu können.
Das Cover von “Ein ganzes halbes Jahr” kann man sehr symbolisch verstehen, jedenfalls sobald man die Geschichte gelesen hat. Ich fand es von Anfang an sehr schön, durch seine Schlichtheit in schwarz/weiß mit diesen roten Blütenakzenten und der hervorstehenden Schrift.

Fazit: “Ein ganzes halbes Jahr” ist nicht einfach eine Liebesgeschichte. Dieses Buch handelt von der Liebe zweier Menschen die unterschiedlicher kaum sein können, aber besonders handelt sie für mich von tiefer Freundschaft, dem Erkennen eines anderen Menschens und der Veränderung im Leben durch die man irgendwie gehen muss.