Rezension

Geld macht auch nicht glücklich.

Eine kurze Geschichte vom Glück - Thommie Bayer

Eine kurze Geschichte vom Glück
von Thommie Bayer

Bewertet mit 5 Sternen

lappentext:

Eine sympathische Frauenstimme meldet sich, als Robert Allmann den Telefonhörer abnimmt: »Ich habe eine erfreuliche Nachricht. Auf Sie entfallen sechs Komma zwei Millionen Euro.« Eine Woge der Zuneigung umspült Robert, der plötzlich nicht mehr zwischen Schock und Euphorie zu unterscheiden vermag. Und als die Anruferin von der Lottogesellschaft auflegt, ahnt er noch nicht, welches neue Leben auf ihn wartet. Zunächst aber deckt Robert den Tisch, putzt Pfifferlinge und setzt Nudelwasser auf: Seine Frau Regina soll es als Erste erfahren, in angemessenem Rahmen. Doch der Abend verläuft anders als geplant. Und alles, was Robert bisher wichtig war, gerät ins Wanken. (Quelle: Buchrücken / Piper)

Meinung: 

Robert Allmann, Protagonist und ich-Erzähler aus Thommie Bayers kurzen Geschichte vom Glück, erlebt das, was viele sich bei der Abgabe des Lottoscheines wünschen: er gewinnt. Und das nicht gerade wenig. Und gleichzeitig verliert er alles, was ihm bislang wichtig war.  Ohne großes Vorgeplänkel werden sowohl Robert wie auch der Leser in diese Situation geworfen. Da ich mich sofort mitten im Geschehen befand, brauchte ich auch keine große Anlaufzeit um mit der Geschichte warm zu werden, was mir gut gefallen hat.

Robert vermag ich auch nach dem zweiten Mal lesen nicht richtig einzuordnen. Er ist sympathisch, warmherzig und seine Gedanken lassen sich häufig wie kleine Weisheiten, welche man aufschreiben und festhalten möchte, lesen. Dennoch ist er für mich nicht richtig greifbar und ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich in Robert nun den Looser sehe, denjenigen, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt und völlig ziellos umherirrt? Der nicht kämpft und schnell aufgibt? Oder ist Robert ein Mensch, der das Leben zu genießen weiß? Der sich keine Pläne macht, weil er weiß dass das Leben häufig andere Pläne hat? Trotz dieser Unsicherheit, da ich Robert einfach nicht einordnen kann, habe ich ihn gerne auf einem Stück seines Lebens begleitet.

Thommie Bayer zeigt mit seiner Geschichte einen anderen Blickwinkel auf das, was für viele das große Glück ist. Er zeigt, dass Geld nicht unbedingt glücklich macht und dass man sich von Geld nicht alles kaufen kann. Er zeigt auch, welch moralische Belastung Geld sein kann. Gerade dieses nachdenkliche hat mir gut gefallen, weil der Autor zeigt, dass Geld nicht nur ein Segen ist.

Der Schreibstil des Autors lässt sich unheimlich gut lesen und die Seiten sind bei mir nur so dahin geflogen. Er erzählt kurzweilig und sehr unterhaltsam. Und dennoch lässt er viel Raum für Gedanken, welche manchmal erst auf den zweiten Blick ihre wahre Tiefe entfalten. Gerne hätte ich noch ein bisschen mehr gelesen. Allerdings bin ich froh, dass der Autor dem Buch nicht mehr Seiten gegeben hat, denn so wie es endet ist es genau richtig.

Fazit:

Ich habe „eine kurze Geschichte vom Glück“ nun zum zweiten Mal gelesen und wieder hat mir das Buch in seiner Gesamtheit gut gefallen. Der Schreibstil des Autors ist frisch und angenehm zu lesen. Die erzählte Geschichte ist klug und macht nachdenklich und auch Robert ist auf seine Art sehr sympathisch.