Rezension

Gelungene Anthologie voller unheimlicher und skurriler Geschichten, Morbidität und schwarzen Humor. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Ghost Writer - Andreas Gruber

Ghost Writer
von Andreas Gruber

Bewertet mit 4 Sternen

Unheimlicher Lesestoff - nicht nur für Halloween

Diesmal entführt Andreas Gruber Sie mit seinen Horrorgeschichten in das Leipzig des Jahres 1840, nach New Orleans um 1908 und in das Wien des Jahres 1945.
Wir treffen auf elektronische Spinnen, einen kriminellen Zahnarzt, einen verrückten Erfinder in einem Kellerlabor und ein ungewöhnliches Brüderpaar, das an einer seltenen Krankheit leidet.
Erfahren Sie mehr über einen erschreckenden archäologischen Fund bei Athen, eine Lovecraft-Hommage über die Miskatonic-Universität in Arkham, sowie eine teuflische Weihnachtsgeschichte direkt aus der Hölle.
Und freuen Sie sich nicht zuletzt auf ein Wiedersehen mit Edgar Allan Poe und Jack the Ripper...(Klappentext)
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Der Autor Andreas Gruber hat unglaublich viele schriftstellerische Facetten und in seinen Anthologien kommen diese besonders gut zur Geltung. Egal ob historischer Grusel, SciFi, unheimlicher Thriller, Medical-Horror oder gar eine Mischung des ein oder anderen. Jeder dieser Geschichten besticht durch unglaublich atmosphärische Beschreibungen des Settings, packenden Schreibstil, authentischen Charakteren, aber auch äußerst skurrilen und auch bekannten Figuren, und durch schwarzen und nicht selten auch morbiden Humor.

"Als ihr Mann, durch einen nächtlichen Anruf geweckt, statt nach dem Telefon zur Waffe greift, die auf dem Nachttisch liegt, schießt er sich beim 'Abheben' versehentlich in den Kopf. Blöder Zufall, kommt sicher nur einmal im Leben vor." (S. 41)

Hier finden wir ebenso einen Schreibstil der an E.A. Poe und H.P. Lovecraft erinnert, als auch einen modernen und frischen Stil, je nach Geschichte und Genre.

Es traf zwar nicht ganz jede Geschichte meinen Geschmack (wie das bei Anthologien eben so ist), wurde jedoch mit so manch anderer Geschichte dafür entschädigte und mich umso mehr begeistern konnte.
Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, jeder kommt durch ein paar Geschichten auf seine Kosten.

Ein ganz besonderes Schmankerl sind die Einleitungen zu jeder Geschichte, welche nicht selten witzige Anekdoten, sowie kleine private Einblicke des Autors enthalten und einen auf die jeweilige Geschichte einstimmen. Diese sollten also unbedingt gelesen werden.

"Die folgende Geschichte ist die zweite bisher unveröffentlichte Story in diesem Band. Ursprünglich wollte ich für diese Kollektion nur alte Stories überarbeiten und keine neuen schreiben. Aber diese Geschichte musste einfach aufs Papier. Die Idee war da, krallte sich mit aller Macht in meinem Kopf fest und ließ mich nicht mehr los, bis ich sie mir von der Seele geschrieben hatte. Nun gehört sie Ihnen - was für eine Erleichterung!" (S. 217)

 

Fazit:
Wieder eine gelungene Anthologie voller unheimlicher und skurriler Geschichten, Morbidität und schwarzen Humor.
Zugegeben, nicht jede Kurzgeschichte traf meinen Geschmack, aber die anderen im Gegenzug umso mehr und diese ließen mich dann mehr als nur begeistert zurück.
Ich werde immer wieder aufs Neue vom Schreibstil des Autor mitgerissen und das betrifft nicht nur seine Anthologien, sondern vor allem auch seine Thriller.
Ich hätte mich noch ewig in diesem Buch verkriechen mögen, so unheimlich einige Geschichten und so morbid und bösartig so manche Figuren auch waren. Jedenfalls schloß ich das Buch dann mit dem Wissen nun endlich die wahre Geschichte Jack the Rippers zu kennen, dass jeder Zahnarzt irgendwann seine gerechte "Bezahlung" bekommt und das Weihnachten in der Hölle nicht anders gefeiert wird als auf Erden.

© Pink Anemone (mit Bildern zum Buch, Leseprobe und Autoren-Info)