Rezension

Gelungene Dystopie

Das Feuerzeichen - Francesca Haig

Das Feuerzeichen
von Francesca Haig

Bewertet mit 5 Sternen

Mittlerweile sind 400 Jahre vergangen, 400 Jahre seit dem vorher, seit der großen Explosion, die viele Städte völlig auslöschte und viele Menschen und Tiere starben und auch viele Landschaften einfach Ödland blieben. Doch die Menschheit hat überlegt, jedoch kommen seit einigen Jahren nur noch Zwillingspaare zur Welt, ein Junge, ein Mädchen, einer versehrt, einer entstellt - Alpha und Omega, jedoch für immer miteinander verbunden. Wer sichtbare Makel hat, wird schon schnell nach der Geburt zu seinen Omega Verwandten oder in ein Waisenhaus der Omegas gebracht, damit die Alphas nicht mit diesen Menschen leben müssen. Aber man kann sich der Omegas nicht einfach entledigen, denn wird der eine Zwilling verletzt, spürt das auch der andere und stirbt einer, stirbt auch der andere. Doch Cass und Zach sind anders, optisch hat keiner von Beiden einen Makel und so bleiben die Geschwister zusammen bis sie dreizehn Jahre als sind und Cass sich durch etwas unvorhergesehenes verrät. Cass entpuppt sich als Seherin, sie kann zukünftige Ereignisse vorausahnen. Abrupt wird sie von ihrer Familie getrennt und lebt von da an allein in einem Omega Dorf im Hause ihrer Tante Alice. Doch das Leben ist hart, Dürre fordert ihren Preis und der Rat der Alphas erhebt immer höhere Steuern. Kein Wunder, dass dem einen oder anderen nach dem Leben getrachtet wird und so geht es auch Zach, ein angesehenes Ratsmitglied, der nicht gerade beliebt ist durch seine Reformen. Damit ihm nichts geschehen kann, indem man Cass etwas antut, läßt Zach Cass entführen und sperrt sie in einem der Verwahrungshäusern ein. Wird es ihr gelingen, dem Rat und somit auch Zach zu entkommen? Und welche Geheimnisse hat der Rat noch?

Meine Meinung:

Das Buch beginnt mit eher ruhigen Tönen, Cass sitzt bereits in Gefangenschaft und erzählt, wie die Welt nun aussieht, wie die Menschen nun sind und auch, warum sie dort untergebracht wurde. Ich muss sagen, dass das ein kleines bisschen langatmig erscheint, aber zum Verständnis des "neuen" Lebens auf der Erde absolut beiträgt und ich danach auch keinerlei Schwierigkeiten mehr hatte, mir Geschehnisse oder Landschaften vorzustellen. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, sprachlich auf einem guten Niveau, flüssig und spannend, dabei gibt es genug Wendungen, die auch die Spannung erhalten und einen ans Buch fesseln. Ich habe es an zwei Abenden verschlungen und bin sehr angetan von der ganzen Story. Das Setting ist, nachdem die Menschen die Erde durch Atombomben (die große Explosion) zerstört haben, eher mittelalterlich anzuordnen, obwohl schon die ein oder andere Stadt aus dem "vorher" noch als Ruinen zu erahnen sind. Doch die Menschen haben sich zumindest charakterlich nicht geändert, denn ist es nicht typisch für uns, dass die "schönen und starken" sich von schwächeren, optisch mit Makeln behafteten Menschen, abgestoßen fühlen? So ist es auch in der Zukunft und die Alphas versuchen natürlich sich irgendwie der Omegas zu entledigen, diese wiederum beginnen sich zu wehren. Sehr ironisch, das diese Menschen im Grunde unauslöslisch miteinander verbunden sind. Die ganze Story fand ich sehr gut gelungen und mal etwas ganz anderes, in dieser Art noch nicht vorhandenes.

Die einzelnen Charaktere sind gut durchdacht und auch so gut beschrieben, dass sie vor meinem inneren Auge zum Leben erwachten. Dabei gibt es gar nicht zu viele Beschreibungen seitens der Autorin, so dass man seiner Fantasie freien Lauf lassen kann.

Cass als Protagonistin hat mir ebenfalls ganz hervorragend gefallen. So unterscheidet sie sich nicht nur optisch von beinahe allen Omegas, sondern ist auch charakterlich ganz anders als alle anderen. Ihr Denken und Handeln bleibt ohne Vorurteile und sie sieht jedes Zwillingspaar als eine Einheit und nicht als zwei Gegenpole, wie es alle anderen sehen. Kip steht irgendwie immer so ein kleines bisschen in Cass' Schatten und doch ist er loyal und mutig. Zach ist ein glaubwürdiger "böser" Charakter, dem man schon in der Kindheit die Gerissenheit anmerkte. Auch als Erwachsener hat er sich da nicht geändert, ganz im Gegenteil bleibt er auf seine Bedürfnisse bedacht und handelt, ohne über Verluste nachzudenken, bzw. sind ihm diese schlichtweg egal. Auch die anderen Charaktere bekommen genug Farbe, um lebendig und vorstellbar zu werden. Ich denke, dass wir da auch den ein oder anderen noch näher in den nächsten Bänden kennen lernen werden. 

Mein Fazit:

Spannend, mit einer gelungenen Geschichte, die in einem glaubwürdigen, mittelalterlichen Setting spielt. Die Charaktere sind gut durchdacht und man kann sich sehr gut seine Sympathien aufteilen, die Protagonistin ist aussergewöhnlich und ich fühlte mich mit ihr verbunden. Mich konnte das Buch absolut fesseln und ich freue mich darauf, bald schon mit Band zwei starten zu können.Von mir gibt es fünf von fünf Sternen!