Rezension

Gelungene Mischung aus Lovestory und Dystopie

Du. Wirst. Vergessen - Suzanne Young

Du. Wirst. Vergessen
von Suzanne Young

Zum Inhalt:

Nur das »Programm« kann der grassierenden Selbstmord-Epidemie unter Jugendlichen noch Einhalt gebieten. Für besorgte Eltern bedeutet es Hoffnung, für die Jugendlichen das Ende. Denn jeder, der zurückkehrt, ist ohne Erinnerung – und ohne Emotionen. Niemals würde Sloane es wagen, öffentlich Gefühle zu zeigen. Nur bei ihrem Freund James kann sie sie selbst sein. Seine Liebe ist ihre einzige Stütze in einer gefühlskalten Welt. Aber dann bricht James plötzlich zusammen! Als das »Programm« ihn holt, weiß Sloane, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Sie muss um James‘ Liebe kämpfen – und um ihrer beider Erinnerungen … (Buchrücken © Blanvalet)

Meine Meinung:

“Zwei Betreuer in gestärkten weißen Jacken und mit glatt gekämmten Haaren stehen im Türrahmen, die Gesichter ausdruckslos, während sie nach jemandem suchen. Als sie sich in Bewegung setzen, mache ich mich ganz klein.” (Seite 10)

Lange überlegen, ob ich dieses Buch lesen möchte, musste ich nun wirklich nicht. Zu neugierig haben mich der Klappentext, das Cover und der deutsche Titel (den ich viel aussagekräftiger finde als den Original-Titel “The Program”) gemacht.

Und kaum hatte ich dann die ersten Seiten dieser Dystopie gelesen, war es auch schon um mich geschehen. Ich war mittendrin statt nur dabei, und wurde direkt mit der, für Sloane und die anderen, grausamen Realität konfrontiert. Etwas anderes als grausam fällt mir als Bezeichnung für das von Suzanne Young geschaffene Szenario wirklich nicht ein. Der Titel “Du. Wirst. Vergessen.” wirkte vor dem Lesen wie eine Drohung auf mich. Und genau das ist er auch. Jeder, der sich querstellen will, der sich dem »Programm« in welcher Art und Weise auch immer nicht fügen will, der eben nicht vergessen will, muss Konsequenzen fürchten und diese, mit allem was dazu gehört, erleiden. Schlussendlich wird man vergessen…

Obwohl mich die Geschichte, der Kampf von Sloane, vom ersten Augenblick an gefangen genommen hat, musste ich mich ca. in der Mitte des Buches, wenn man als Leser das »Programm« besser kennen lernt, dann doch entscheiden, ob mich die Geschichte, die ohne sonderlich viel Action ausgestattet ist, langweilt, oder ob genau diese Tatsache das Bauch in gewisser Weise auszeichnet. Ich habe mich für die letzte Variante entschieden. Denn die ganze Zeit über habe ich eine innere Angespanntheit gefühlt. Habe mit Sloane gelitten, geliebt und gekämpft. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die Gedanken, Ängste und Gefühle von Sloane wiederzugeben. Dadurch bekommt das Buch eine bedrückende Atmosphäre, die mich die ganze Zeit über nicht mehr losgelassen hat.

“Niemand kann so gut wie James den Schmerz verbergen, seine Gefühle tarnen. Er weiß, was nötig ist, um nicht von dem »Programm« erwischt zu werden. Er wird dafür sorgen, dass wir sicher sind. Er hat es versprochen.” (Seite 39)

Die Beziehung von Sloane und James, die einen großen Teil des Buches in Anspruch nimmt, bildet den Rahmen dieser Dystopie und wirkt alles andere als störend, ganz im Gegenteil. Durch die Liebe der beiden füreinander wird diese Geschichte vervollständigt und in gewisser Weise macht diese sie auch erst möglich. Durch Rückblenden erfährt man als Leser mit der Zeit immer mehr über Sloane und James als Paar. So wird das Bild der beiden abgerundet und die Geschichte erhält dadurch emotionale Tiefe.

Über das Ende bzw. den Epilog könnte ich fast eine separate Rezension schreiben. An sich empfand ich das Ende als guten Abschluss. Es war stimmig, lässt noch die eine oder andere Frage offen und schafft somit Platz für eigene, weiterführende Gedanken. Aber der Epilog hat mich komplett verwirrt zurückgelassen. Als Appetizer auf den zweiten Teil – von dem ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste – macht er jedoch sehr neugierig auf die Fortsetzung.

In “Du. Wirst. Vergessen.” ergeben starke Charaktere gepaart mit einem gut durchdachten Plot eine absolut lesenswerte Kombination aus Liebesgeschichte und Dystopie, die ohne viel Action ausgestattet ist, dem Leser aber dennoch fast die Luft zum atmen nimmt.

“James weiß nicht mehr, wer ich bin. Da war nicht der geringste Funken des Widererkennens im Blick seiner blauen Augen. Es ist so, als ob es mich nie gegeben hätte. Wir haben so viele Geheimnisse geteilt, und nun gehören sie nur noch mir. Ihr Gewicht drückt mich nieder.” (Seite 133)

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