Rezension

Gelungene Mischung aus Witz und Ernst

Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
von Joachim Meyerhoff

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Glück: Den dritten Teil von Meyerhoffs „Alle Toten fliegen hoch“-Serie kann man getrost lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Weniger gut allerdings für den Bücherstapel zu Hause. Denn zumindest mir hat dieser Teil große Lust auf die beiden Vorgänger gemacht!

Meyerhoff schreibt über seine speziellen Großeltern und über seine Ausbildung an der Schauspielschule. Und besonders über seine Großeltern schreibt er wirklich toll. Die Anekdoten sind witzig, ohne platt oder klischeehaft zu sein. Und jede noch so peinliche oder kuriose Geschichte über die zwei bleibt respektvoll. Man merkt immer wie wichtig sie ihm waren und wie sehr er sie geschätzt hat. So erzählen kann nicht jeder und es macht wirklich Freude ihm dabei „zuzuhören“. Aber das Buch ist nicht nur witzig. Es geht um Verlust, Zweifel und Selbstfindung. Die Mischung aus witzigen Ankdoten, ernsten Gedanken und Selbsterkenntnissen finde ich sehr gelungen. Die Mischung macht's seinfach. Es gibt weder zu viel doofe Witze, noch wird es zu ernst und traurig. Die ernsten Stellen kommen bei dem eher locker lustigen Erzählton sogar noch besser raus.

Ich habe eigentlich nur eine Sache zu kritisieren. Meyerhoff ist sehr selbstkritisch und kommt in seinem eigenen Buch im Bezug auf seine schauspielerischen Fähigkeiten wahrscheinlich weitaus schlechter weg, als er tatsächlich war. Das ist ok, aber da man ja nun weiß, dass das Buch von einem erfolgreichen und ausgezeichneten Schauspieler geschrieben ist, habe ich immer auf einen Punkt gewartet wo sich das ändert. Auf einen Wendepunkt. Auf eine große und tiefgreifende Erkenntnis. Einfach auf einen Punkt, auf den alles hinausläuft. Gerade weil Meyerhoff (der auf den Buchseiten) eine so sympathische Person ist gönnt man ihm alles Gute. So ein Punkt wurde für mich aber nicht klar genug herausgearbeitet. Aber das ist meckern auf hohem Niveau.

Meyerhoffs Sprache fand ich generell schön bildhaft. Ich hatte jede Szene gleich vor Augen. Auch die Länge des Romans war angenehm. Die Mischung aus ernst und lustig hat mich hier am meisten begeistert. Eigentlich kann ich das Buch durchweg empfehlen. Wer allerdings ein großes Problem mit Antihelden hat, sollte ein bisschen vorsichtig sein. Ich bin auf jeden Fall schon gespannt auf die beiden Vorgänger.