Rezension

Gelungene Rückkehr nach Osten Ard!

Das Herz der verlorenen Dinge - Tad Williams

Das Herz der verlorenen Dinge
von Tad Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Mit seiner Saga um „Das Geheimnis der großen Schwerter“ hat Tad Williams die Latte reichlich hoch gelegt, aber er hat es mit diesem Buch tatsächlich geschafft, den alten Zauber nahezu uneingeschränkt wieder aufleben zu lassen. Und das, obwohl viele Jahre vergangen sind, seit ich „Der Engelsturm“ zugeklappt habe, hochzufrieden und gleichzeitig tieftraurig, von Osten Ard Abschied nehmen zu müssen. Ich finde es großartig, dass es nun doch weitergeht.

Nach der verlorenen großen Schlacht befinden sich versprengte überlebende Nornen auf dem Rückzug nach Nakkiga, ihrer letzten Zuflucht. Kriegsmüde, und doch angeheizt von einer Mischung aus Pflichtbewusstsein, dem Wunsch nach Rache und Angst vor möglicher Vergeltung, treibt das Heer um Herzog Isgrimnur die Reste der Hikeda`ya vor sich her und verfolgt sie bis tief in das letzte, ihnen noch verbliebende Land, die Nornfjälls.

In diesem zwischengeschalteten, kürzeren Roman lernt man die Nornen, oder Hikeda`ya, besser und von einer anderen Seite kennen, erfährt Einzelheiten zu ihrer Geschichte, ihren Strukturen u.v.m. Auch sie haben ihre Konflikte, scheinen gespalten, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten können. Was ist zu halten vom Ehrgeiz der Generalin Suno`ku, dem kalten Kalkül ihres Gegenspielers, des mächtigen Akhenabi? Und wie passt Viyekis Meister, Yaarike da hinein? Die Gesellschafts- und Machtgefüge der Hikeda`ya sind deutlich komplexer als die der Sterblichen und schwer durchschaubar, aber hochinteressant. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Büchern wusste ich hier nicht so recht, wem meine Sympathien schenken ;). Letztlich bin ich nicht umhingekommen, mich zu diesem alten, feinsinnigen Volk hingezogen zu fühlen, dem, wie so oft bei uralten Kulturen, etwas Selbstzerstörerisches anhaftet.

Es ist nicht neu, was hier ge- und beschrieben wird. Der Kampf zwischen Feenwesen und Sterblichen um Lebensräume zieht sich durch zahlreiche Mythen und Fantasy-Epen, aber kaum einer versteht ihn  so fesselnd und mitreißend zu inszenieren wie Tad Williams.

Das Herz der verlorenen Dinge endet mit einem Auszug aus dem ersten Band der neuen Trilogie um Osten Ard. Anfang August soll Die Hexenholzkrone erscheinen (mit satten 800 S.) und ich bin jetzt so angefixt, dass ich es kaum erwarten kann das Buch in den Händen zu halten.