Rezension

Gelungener Auftakt

Glaube Liebe Tod - Peter Gallert, Jörg Reiter

Glaube Liebe Tod
von Peter Gallert Jörg Reiter

Bewertet mit 5 Sternen

Dem evangelischen Polizeiseelsorger Martin Bauer gelingt es in letzter Minute, einen Polizisten davon abzuhalten, Selbstmord zu begehen. Doch einige Stunden später wird der Polizist nach einem Sturz von einem Parkhausdeck tot aufgefunden. War es wirklich Selbstmord? Während es für alle anderen klar ist, hat Martin Bauer seine Zweifel - und beginnt, Nachforschungen anzustellen ….

Der Einstieg in „Glaube Liebe Tod“ gelingt leicht und bietet Kopfkino vom Feinsten: Die anschauliche Schilderung einer spektakulären Situation sowie ihres unerwarteten Verlaufes lassen ab der ersten Seite Bilder im Kopf aufsteigen, die durch schlagfertige Dialoge und ein wenig Situationskomik eine Atmosphäre mit einem unterhaltsamen und amüsanten Beigeschmack schaffen, die mich sofort für dieses Buch einnehmen. Doch schon nach wenigen weiteren Seiten zeigt sich eine tiefergehende und ernste Thematik mit zum Teil recht brutalem Vorgehen, die einen interessanten Kontrast zur bisherigen „Leichtigkeit“ bildet, was aber lediglich einen Vorgeschmack auf die kommenden gewalttätigen Machenschaften und organisierte Kriminalität gibt. Das Tempo ist flott, die Handlung ereignisreich, fesselnd und spannend, und ein Höhepunkt jagt den nächsten, wobei zwar einige momentan beliebte Klischees bedient werden, die Geschichte jedoch insgesamt recht abwechslungsreich und wenig vorhersehbar verläuft. Die plastische Erzählweise bietet Raum für eigene Bilder, die durch eine spürbare Atmosphäre, detaillierte Schilderungen und nachvollziehbare Emotionen greifbar werden.

Herausragende Figuren sind natürlich der Seelsorger Martin Bauer, aber auch der Sohn des toten Polizisten, der fünfzehnjährige Tilo, der nicht nur von seinem Umfeld im Stich gelassen wurde und emotional wegzubrechen droht, sondern ungewollt in die aktuellen, kriminellen Machenschaften hineingezogen und tiefer darin verstrickt wird, als ihm lieb ist. Sein Frust, seine Verzweiflung, sein Misstrauen gegenüber anderen, aber auch sein „guter Kern“, seine Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen in Not und sein Unrechtsbewusstsein sind trotz, bzw. gerade in seiner Misere gut dargestellt und durchgängig spürbar. Martin Bauer hingegen ist ein Seelsorger, wie man ihn sich wünscht - sein Beruf ist Berufung, er steht mit beiden Füßen fest im Leben, hat ein intuitives Gespür für heikle Situationen und fast immer eine Lösung parat - zielorientiert, häufig ungewöhnlich, manchmal spektakulär, doch meistens effektiv. Seine Handlungen und sein Gespür werden gestützt durch seinen Glauben, was im Buch durch viele Bibelzitate immer wieder untermauert wird, wobei ihn sein zeitweiliges Hadern mit Gott und sein vereinzeltes Zweifeln an seinem Instinkt ihn menschlich und authentisch machen. Mir persönlich hat diese Figur sehr imponiert, die für einen Kriminalroman eine ganz andere Seite der Polizeiarbeit präsentiert, gleichzeitig aber auch sehr gut die Zerrissenheit seines Berufsstandes bezüglich Pflichtbewusstseins und Loyalität gegenüber seinen Kollegen auf der einen Seite, bzw. seiner Familie auf der anderen Seite darstellt.

Das Buch endet schlüssig und so wie es begonnen hat - mit einem Paukenschlag, ein für meine Begriffe etwas überzogenes Showdown, das sicherlich ein wenig der bisherigen Laufbahn der beiden Schriftsteller als Drehbuchautoren geschuldet ist, aber dem Kopfkino ein letztes Highlight beschert.

Fazit:
„Glaube Liebe Tod“ ist der gelungene Auftakt der neuen Krimireihe um den engagierten Polizeiseelsorger Martin Bauer, der mich durchgehend fesseln konnte, und den ich innerhalb von 24 Stunden zu Ende gelesen habe. Insbesondere die Figur des Seelsorgers und die anschauliche Darstellungsweise haben mir sehr gut gefallen - ich freue mich auf den nächsten Band, der im Mai 2018 erscheinen soll ….