Rezension

Gelungener Auftakt der Thrillerreihe rund um den forensischen Anthropologen David Hunter. Genial!

Die Chemie des Todes - Simon Beckett

Die Chemie des Todes
von Simon Beckett

Bewertet mit 4.5 Sternen

Idyllisches Dorf mit Leichen im Keller - im wahrsten Sinne

Die Tote war Schriftstellerin, eine Außenseiterin in Devonshire. Verdächtiger Nummer eins ist der schweigsame Fremde im Dorf, ein Dr. David Hunter. Doch es stellt sich heraus, dass er früher Englands berühmtester Rechtsmediziner war, und die Polizei bittet ihn um Unterstützung. Gerade
als seine Analysen zeigen, dass die Ermordete vor ihrem Tod tagelang gefoltert wurde, verschwindet eine weitere junge Frau. Eine fieberhafte Suche
beginnt. Gleichzeitig bricht im Dorf eine Hexenjagd los. Der Pfarrer, ein knöcherner Fanatiker, hetzt die Leute auf, und David ist Zielscheibe seiner Hasspredigte...(Klappentext)

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David Hunter zieht in ein englisches Dörfchen, um seiner Vergangenheit zu entfliehen. Als Landarzt will er hier vergessen, auch seinen eigentlichen Beruf als forensischer Anthropologen.
3 Jahre ging es gut, bis zwei Kinder an einem heißen Sommertag eine grausam zugerichtete Leiche entdecken - bis zur Unkenntlichkeit verwest, geschmückt mit Schwanenflügeln die ihr in den Rücken gerammt wurden.
Dem polizeilichen Ermittler Mckenzie fällt jedoch auf, dass sich der kleine Dorfarzt mit dieser Materie besser auszukennen scheint als er sollte und durch Nachforschungen wird auch schnell klar weshalb. Mckenzie bittet Hunter um Hilfe und die benötigt er dringend, da dies nicht die einzige Leiche sein wird, die in dieser Dorfidylle auftaucht.

Erzählt wird vorrangig aus der Perspektive von David Hunter, man erhält aber auch Einblicke in die Sichtweise der Opfer und auch des Täters.
Trotzdem erhält man Infos über das ganze Drumherum wie z.B. Nebencharaktere und das typische Kleindorfleben, welches nicht so idyllisch ist wie es immer scheint. Auch auf das Vorhandenseins eines typischen Kleindorfpfarrers wird hier nicht vergessen.

Die Charakterzeichnungen sind authentisch und wirklich gut ausgearbeitet. Auch die Beschreibung des Settings ist beeindruckend und verleiht der Story Tiefe. Was mich jedoch wirklich beeindrucken konnte ist der Schreib- und Erzählstil.
Hier wird zwar eine ruhige Erzählweise verwendet, aber es ist trotzdem durchgehend eine subtile Spannung spürbar, welche einem regelrecht am Buch kleben lässt. Trotz der detailreichen Beschreibungen der Leichen, inklusive Madenstadien, kommt dieser Thriller ohne Gewaltexzesse aus. Lesern mit einem empfindlichen Magen würde ich trotzdem davon abraten.
Diese Mischung aus Ruhe und Spannung, blutig, jedoch ohne Gewalt ist eine ungewöhnliche Kombination, die vom Autor jedoch gekonnt umgesetzt wurde.
Auch an überraschenden Wendungen fehlt es hier nicht. Man spekuliert von Anfang bis Ende und doch kommt es dann ganz anders. Das Spekulieren könnte man also eigentlich komplett lassen *g*.
Der Showdown mit der Auflösung ist genial, nur mit dem Ende bin ich nicht ganz so glücklich, da es ein unglaubwürdiges Happy-End beinhaltet.
Das ist jedoch meckern auf hohem Niveau und vermutlich nur für Personen unglaubwürdig, welche auf dem medizinischem Sektor ein bissl bewandert sind.

Fazit:
Seit einer Ewigkeit habe ich diese Thrillerreihe ungelesen im Regal stehen. Dafür könnte ich mir jetzt in den Hintern treten, da dadurch ein genialer Autor spurlos an mir vorüber ging.
Dieser Thriller beinhaltet eine fantastische Erzählkunst und man merkt, dass der Autor im Bereich der Forensik wirklich gut regergiert hat. Hier hat wirklich alles Hand und Fuß.
Wenn dieses unglaubwürdige Happypeppi-Ende nicht gewesen wäre, wäre dieser Thriller absolut perfekt.
Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!