Rezension

Gelungener historischer Schmöker über die düstere Vergangenheit von Irland

Die Herren der Grünen Insel - Kiera Brennan

Die Herren der Grünen Insel
von Kiera Brennan

Bewertet mit 5 Sternen

Geschichte in ihrer reinsten Form, ohne weich zeichnen, dafür mit viel historischer Authentizität

In ihrem historischem Epos "Die Herren der grünen Insel" entführt uns die Autorin Kiera Brennan nach Irland in die Jahre 1151 - 1172. Aus Sicht verschiedener Personen, unterschiedlichster Herkunft erlebt man als Leser hautnah die geschichtliche Entwicklung des Landes zu der Zeit, die durch unglaublich viele Kämpfe und politische Machtspiele gekennzeichnet war. Bis zu diesem Buch war mir die Geschichte Irlands in diesen Jahren noch völlig unbekannt und ich wusste auch nicht, wie hart es die Iren doch in dieser Zeit getroffen hat. Nach einem Machtkampf zwischen den verschiedenen Königen von Irland, macht sich der entmachtete König Diarmait auf den Weg nach England und sucht sich Unterstützung bei Henry II., der ihm diese auch in Form der Normannen gewährt. Diese reisen somit zuerst im Schlepptau von Diarmait zurück nach Irland, um ihm seine Krone zurück zu erobern, haben aber bald ganz eigene Ziele im Sinn und es beginnen viele blutige Schlachten, in denen oft vor keiner Gewalt zurückgeschreckt wird.

Diese politischen und kämpferischen Auseinandersetzungen verfolgt man als Leser durch die Brille von bis zu acht Figuren, die jeweils in eigenen Kapiteln zu Wort kommen. Dabei bleiben die Kapitel in der dritten Person, nur der Fokus verschiebt sich auf die jeweilige Hauptfigur. Durch diesen Kniff sieht man so einem gefürchteten Kriegsherren genauso wie einem gerissenen Kaufmann über die Schulter und hat eine schöne Mischung aus weiblichen und männlichen Protagonisten. Dabei sind die Figuren keinesfalls schwarz-weiß gezeichnet, sondern decken alle Charakter-Nuancen ab. Habe ich als Leser mir bei der Einführung einer Figur noch entsprechende Bilder von ihr gemacht, konnte ich mir sicher sein, dass ich sie spätestens, wenn die Figur beim zweiten Mal auftaucht, komplett über den Haufen werfen kann oder mit einer weiteren charakterlichen Eigenschaft konfrontiert werde, die ich vorher so nicht erwartet hätte. Die Figuren sind entsprechend ihrer Zeit gezeichnet und damit herrscht auch bei ihnen ein rauer Ton und eine oft harte Umgangsweise. Das führt dazu, dass mir keine Figur besonders ans Herz gewachsen ist, ich aber trotzdem mit einer gewissen Neugierde und Faszination alle Lebenswege der einzelnen Charaktere verfolgt habe. Möchte man eine Figur gerade noch verdammen, passiert ein paar Seiten später wieder etwas, was meine ursprüngliche Abneigung schnell in Sympathie oder Mitleid verwandelt und genauso kehrt sich das dann auch wieder um. Mich hat das fasziniert solche Figuren zu beobachten und zu verfolgen, jedoch muss man als Leser damit umgehen können, dass es einfach nicht einen Lieblingscharakter geben wird.

Man merkt dem Roman an, dass eine Menge Recherchearbeit hineingeflossen ist und die Autorin hat den Spagat geschafft eine spannende Geschichte zu schreiben und dem Leser dabei gleichzeitig viele Hintergründe rund um die Geschichte von Irland zu liefern. Dabei bleiben die Erklärungen immer so, dass ich gut folgen konnte und trotz der zum Teil schwierigen Namen und komplizierten Verhältnisse den Überblick behalten konnte. Die Zeitspanne ist leider keine besonders schöne für Irland und entsprechend gab es viele Niederlagen und brutale Schlachten, wobei in diesem Roman nur so viel Brutalität und Gewalt beschrieben wird, wie notwendig und nicht unnötig in Gewaltorgien geschwelgt wird. Ich finde, dass hier ein guter Mittelweg gefunden wurde.

Um die Übersicht über die auftauchenden Charaktere zu behalten, gibt es als Beilage ein sehr schön gestaltetes Lesezeichen auf dem die wichtigsten Figuren kurz aufgeführt sind und im Anhang ein ausführliches Namensverzeichnis. Gut gefällt mir auch, dass es am Ende noch ein ausführliches Personenregister gibt, eine historische Zeittafel und ein ausführliches Nachwort der Autorin, in dem sie explizit auf Wahrheit und Fiktion ihres Romans eingeht.

Alles in allem ist das Buch ein für mich sehr gelungener historischer Roman, der die Zeit so abbildet, wie sie vermutlich, geht man nach den Quellen, sich zugetragen hat und auf jegliches weich zeichnen und erzwungene Liebesgeschichten verzichtet. Die Liebe kommt auch vor, jedoch passend zu den Umständen und wer große romantische Gefühle erwartet, ist mit diesem Buch wohl schlecht beraten. Wer aber einen Einblick in das tägliche Leben der Iren zu der Zeit und die politischen Machtspiele gewinnen möchte, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.

Alles in allem vergebe ich dafür volle 5 von 5 Punkten! Mir hat das Buch insgesamt und je länger ich noch darüber nachdenke, sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf den angekündigten zweiten Band!