Rezension

Gelungener Reihenauftakt - Der 1. Fall für Kommissarin Heidi Kamemba

Das Ende aller Geheimnisse - Stefan Keller

Das Ende aller Geheimnisse
von Stefan Keller

Bewertet mit 4 Sternen

Einen guten Start hat die junge Kriminalkommissarin Heidi Kamemba nicht, als sie ihren Dienst im Düsseldorfer Kriminaloberkommissariat antritt. Ihre neuen Kollegen sind zurückhaltend bis garstig und schüren eine unangenehme Stimmung im Team. Alle scheinen etwas zu verbergen und geben sich äußerst wortkarg. Niemand von ihnen will über Heidi Kamembas Vorgänger sprechen, der sich Gerüchten zufolge mit seiner Dienstwaffe erschossen haben soll.

Unfreiwillig gerät Heidi Kamemba in einen Medienrummel um ihre Person, da sie die erste schwarze Kommissarin in Deutschland ist und das ist ein weiterer Punkt, den ihr die Kollegen verübeln.

An ihrem ersten Tag nimmt die Kommissarin die Ermittlungen zu einer in einem Waldstück aufgefundenen, verkohlten Leiche auf, doch Unterstützung findet sie im neuen Team kaum. Während man Heidi Kamemba genauestens auf die Finger schaut, lässt sie sich in ihren Ermittlungen nicht beirren und stößt bald auf hoch brisante Spuren.

Der Autor:

Stefan Keller, geb. 1967 in Aachen, ist Schriftsteller und Dozent. Nach seinem Studium der Germanistik und Betriebswirtschaft arbeitete er als freier Mitarbeiter für die Wirtschaftsredaktion der Deutschen Welle, als Dramaturg und als Autor und Lektor – vornehmlich für Filmproduktionen und TV-Sender. Daneben lehrt er an der Universität zu Köln kreatives Schreiben. Stefan Keller lebt in Düsseldorf. (Quelle: Rowohlt Verlag)

Reflektionen:

Der Kriminalroman Das Ende aller Geheimnisse wird, kaum auf dem Markt, schon als Geheimtipp gehandelt und ich kann dies nur bestätigen. In sehr angenehmer Sprache und mit einem klaren Ausdruck lässt Stefan Keller den Leser flüssig durch die Seiten gleiten. Sein Blick nach rechts und links rundet ein Kapitel nach dem anderen harmonisch ab und damit zaubert er ein interessantes Gesamtpaket und schreibt sich in mein Leserherz. Blumige Sprache oder Detailverliebtheit sucht man vergebens und dennoch ist das Geschriebene des Drumherums besonders ansehnlich.

Die Geschichte der dunkelhäutigen Heidi Kamemba berührt maßvoll das Thema ethnische Minderheit, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Heidi besitzt kongolesische Wurzeln. Sie leidet zwar etwas unter diesen teils rassistischen Anfeindungen, doch glücklicherweise ist sie eine starke Persönlichkeit, die taff ihren Weg geht und dem Thema emotional nicht viel Beachtung schenkt.

Sie knuspert mehr daran, dass ihre neuen Kollegen nicht offen mit ihr über die Umstände des Todes ihres verstorbenen Vorgängers reden. Also beginnt Heidi auf eigene Faust zu ermitteln und das tut sie kompetent, obwohl sie noch eine blutige, wenn auch schon mit Auszeichnungen geehrte, Anfängerin ist.

Die Konflikte die hinsichtlich Heidis Hautfarbe in diesem Kriminalroman ausgetragen werden, hat Stefan Keller gut gezeichnet, ohne sie zum Aufhänger des Buchs zu machen. Als Leser wäre ich hier gern noch tiefer in die brennend aktuelle Thematik eingetaucht, doch Stefan Keller stellt die kriminalistische Handlung in den Vordergrund, dessen Spannung und Tempo sich immer mehr steigert. Des Weiteren widmet er sich deutlich der Entwicklung des Teams und der Integration von Heidi Kamemba. Überraschende Wendungen runden diesen facettenreichen Kriminalroman ab, doch nicht alle offenen Fragen werden aufgelöst.

Die Charaktere der Polizisten, die Heidi scheinbar nicht in ihrem Team akzeptieren wollen sind fein ausgearbeitet. Es präsentieren sich interessante, glaubhafte Lebensläufe, aber die Figuren geben zunächst viele geheimnisvolle Rätsel auf. Erst mit der Entwicklung der Handlung, erfährt der Leser, wer harmlos ist oder wer ein gefährliches Spiel spielt.

Ganz ohne Zwischenmenschliches kommt dieser Kriminalroman nicht aus, denn Heidi ist leiert, vorübergehend Strohwitwe und doch ergibt sich eine unerwartete Liaison.

Fazit und Bewertung:

Das Ende aller Geheimnisse ist ein gelungener Krimi-Reihenauftakt. Stefan Kellers schriftstellerisches Talent hat einiges an Potenzial zu bieten und lässt auf einen spannenden zweiten Teil um die Kommissarin Heidi Kamemba hoffen.