Rezension

gelungener Schelmenroman

Islands Adel - Thórbergur Thórdarson

Islands Adel
von Thórbergur Thórdarson

Bewertet mit 5 Sternen

Wie das halt so ist mit den Buchbeschreibungen: Knapp daneben ist auch vorbei...

Thórbergur Thórdarson (Þórbergur Þórðarson) gehört mit Recht zu den Schriftstellern Islands, an die dort noch heute erinnert wird - vermutlich auch, weil dort noch immer eigentlich jeder ein Dichter ist, es aber nur wenige schaffen, außerhalb Islands bekannt zu werden. So wurde dieser Roman, der 1938 erschien, erstmals 1960 ins Deutsche übersetzt, 2011 erschien dann zur Frankfurter Buchmesse, bei der Island Gastland war, eine Neuübersetzung.

Thórbergur Thórdarson beschreibt in seinem Roman im Kern seine Erlebnisse aus dem Sommer 1912, in dem er seiner 'Geliebten', die für den Sommer aus Reykjavik auf den elterlichen Hof im Hornafjödur zurückgereist ist, nachreist. Nur schafft er es nicht, sich seiner 'Geliebten' zu offenbaren - und von irgendetwas muss er ja auch leben. Also verdingt er sich erst im Straßenbau, dann in der Heringsverarbeitung. Aber wie es so ist - Brennivin gibt es nicht umsonst, auch ein Schlafplatz kostet, und wenn man sich dann noch ein paar außergewöhnliche Dinge leistet, ist das Geld so schnell wieder zeronnen wie es gewonnen wurde.

In diesem Sommer trifft er auf verschiedene Lebenskünstler wie ihn, deren Geschichten er in seine Erzählung einfließen lässt. Und die meisten Gespräche, über die er berichtet, landen schnell beim Philosophieren - über die wahre Liebe, Gott und den Teufel und den Sinn des Lebens.

Den Weg zurück von Akureyri nach Reykjavik legt er dann zunächst mit dem Schiff - das ihn fast in den Ruin treibt - und zu weiten Teilen dann zu Fuß zurück, mit dem Ziel, seine 'Geliebte' noch einmal zu besuchen. Allein für diese Reisebeschreibung lohnt es sich, das Buch zu lesen :)

Wer sich vom Philosophieren nicht abschrecken lässt, findet hier eine vergnügliche Lektüre, die Island - Land und Leben zu Anfang des 20. Jahrhunderts - sehr lebendig werden lässt.