Rezension

Gelungener Thrill

Ich beobachte dich - Chevy Stevens

Ich beobachte dich
von Chevy Stevens

Bewertet mit 5 Sternen

"Ich beobachte dich" ist ein sehr gelungener Thriller, der mich als Leserin auf viele verschiedene Fährten führen konnte, um dann am Ende komplett andere Geschütze aufzufahren. Dieses Verwirrsspiel hat mich wirklich gefesselt und meine hohen Erwartungen vielfach übertroffen. Die stetigen Szenenwechsel sind sehr gelungen, da sie einen guten Einblick darauf bieten, warum Lindsey ihren Mann verlassen hat und sich fernab ein neues Leben aufgebaut hat. Andrew hat sie jahrelang manipuliert und nachdem er nun aus dem Gefängnis entlassen worden ist, muss Lindsey erneut darum fürchten, dass sich Andrew wieder in ihr Leben schleichen wird. Dies geschieht auch, aber vorerst nur durch den Kontakt, den Sophie zu ihrem Vater aufbaut. Ihre Kindheitserinnerungen sind getrübt, daher lässt sie sich einlullen, dass ihr Vater durch den Gefängnisaufenthalt geläutert ist. Kann ein Mensch sich soweit verändern oder ist dieses narzisstische Verhalten in einem Menschen tief verborgen? Für mich als Leserin ist nicht eindeutig, was Andrew bezweckt und dies erhöht den Spannungsbogen vielfach. 

Geschrieben ist der Thriller in der Ich - Form, wobei die Eindrücke und das Erleben in verschiedenen Zeiten stattfindet und sowohl Sophie, als auch Lindsey beleuchtet. Diese unterschiedlichen Perspektiven lassen viel Spielraum für eigene Interpretationen des Lesers, was mir sehr gefallen hat, da die Story darauf aufbaut, immer mehr Verdächtige Personen einzuflechten. Letztendlich gelingt der Autorin ein Showdown, der mich wirklich umgehauen hat, da ich auf ganz anderen Pfaden unterwegs war. Ein echter Überraschungsmoment, wobei wieder einmal klar wird, wie nah Liebe und Rache beieinander liegen können. 

Die Protagonisten sind interessant und wirken authentisch, was für den Lesefluss sehr angenehm war. Ich habe natürlich ein klein wenig Verständnis für Sophie, da diese sich nach einer Vaterfigur in ihrem Leben sehnt, dennoch wirkt sie hier und da wirklich naiv. Hat sie nicht lange genug mit ihrer Mutter alleine gelebt und deren Ängste wahrgenommen? Die Kontaktaufnahme zu ihrem Vater, der sich dann auch noch ziemlich daneben benimmt, führt letztendlich dazu, dass Sophie ihrer Mutter zu glauben beginnt, aber es scheint schon zu spät zu sein, denn Andrew hat seine Fühler schon weit ausgestreckt.

Letztendlich ist nichts, wie es scheint und dieses konnte mich letztendlich sehr fesseln. "Ich beobachte dich" ist mitunter sehr beängstigend, da es Themen wie häusliche Gewalt, wenn auch oft auf psychischer Ebene, Stalking und Alkoholismus werden ganz klar erläutert und geben dem Thriller daher Spannung und auch eine gewisse Authentizität. Deutlich wird, dass Lindsey auch eine Schuld mit sich trägt, die ausgesprochen einen guten und gelungenen Nebeneffekt haben. 

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich mich sehr gut unterhalten gefühlt habe und letztendlich genossen habe, mehrfach an der Nase herumgeführt zu werden, da ich ein ganz anderes Motiv und einen anderen Ausgang des Thrillers vermutet hätte. 

Kommentare

hobble kommentierte am 26. April 2018 um 08:18

Ab damit ins Wunschregal