Rezension

Gelungenes Debüt wenn auch mit kleinen Schwächen, dennoch spannend und fesselnd

Glücksmädchen - Mikaela Bley

Glücksmädchen
von Mikaela Bley

Glücksmädchen von Mikaela Bley

Inhaltsangabe/Klappentext:

Ellen Tamm ist besessen vom Tod, seit ihre Zwillingsschwester vor acht Jahren starb. Sogar während ihrer Arbeit verfolgt sie der Verlust: Sie ist Kriminalreporterin bei einem Stockholmer Fernsehsender und sucht sich mit Absicht die schlimmsten Fälle aus. Als könne sie damit den Tod überwinden und die Trauer aus ihrem eigenen Leben verdrängen. Dann verschwindet an einem kalten, verregneten Tag die achtjährige Lycke spurlos. Ellen soll über den Fall berichten. Aber mit einem Mal funktionieren ihre Abwehrmechanismen nicht mehr. Es ist, als hätte sie ihre Zwillingsschwester erneut verloren. Panisch sucht sie nach Lycke. Kann sie das Mädchen retten und endlich Frieden finden?

Meine Meinung:

"Glücksmädchen" ist ein Buch bei dem die Meinungen auseinander gehen und für mich war es eines der wenigen Bücher bei dem ich so gar keine Bindung zu den einzelnen Charakteren aufbauen konnte.

Die Geschichte beginnt mit dem Tag an dem Lycke verschwindet. Man liest das Buch aus unterschiedlichen Sichten und lernt so die einzelnen Charaktere näher kennen. Die Kriminal-Reporterin Ellen setzt alles daran um das kleine Mädchen lebend zu finden. Es wird für sie zur Lebensaufgabe, sie setzt alle Hebel in Bewegung um das kleine Mädchen noch rechtzeitig zu finden - sie arbeitet intensiver daran wie die Polizei. Das verschwundene kleine Mädchen weckt Erinnerungen in ihr, ihre Zwillingsschwester ist im gleichen Alter verschwunden und dieses Trauma hat sie noch immer nicht verarbeitet. Sie gibt sich selbst die Schuld daran und das spürt man zu jeder Zeit. So richtig nahe komme ich ihr nicht, ich kann mich einfach nicht in sie reinversetzen. Genauso geht es mir mit den Eltern des kleinen Mädchens die geschieden sind, aber auch mit der Stiefmutter von Lycke.  Immer wenn ich von ihnen lese habe ich das Kind vor Augen, es wächst mir immer mehr ans Herz obwohl es gar nicht präsent ist. Bei der Scheidung streiten die Eltern um die kleine Lycke, aber letztendlich geht es ihnen nur darum dem anderen eines auszuwischen. Je mehr man von den Eltern liest umso unsympathischer werden sie einem. Beide leben für ihren Job, Zeit für das Kind und dessen Bedürfnisse haben sie nicht. Ich habe immerzu das Gefühl das die Kleine zwar zu ihrem Leben gehört, aber nicht mehr und nicht weniger wie ein Schrank der im Zimmer steht. Sie ist halt da und braucht Platz. Auch die Reaktionen nach dem Verschwinden der Kleinen sind einfach nicht normal, jeder sucht die Fehler beim anderen, aber keiner bei sich selbst. Auch die Stiefmutter ist nicht besser, eifersüchtig auf das Kind und mit sich selbst beschäftigt.

"Glücksmädchen" nein denke ich immer wieder, ein Glücksmädchen ist die kleine Lycke wirklich nicht. Egal was ich lese und von wem, es bringt mir die Kleine immer näher, ich verstehe warum sie so ist wie sie ist, ich fühle mit ihr, während ich über alle anderen nur den Kopf schütteln kann. Die einzige Bezugsperson die die Kleine hat ist ihre Nanny Mona. Hier spürt man vom ersten Moment an eine Verbundenheit, eine Liebe, die Angst um das Kind, aber auch Vertrauen. Ich mag Mona, aber auch sie scheint ein Geheimnis zu hüten.

Gar nicht gefallen hat mir in dem Buch die Arbeit der Polizei - sie war mir zu lasch.  Wenn ich mir überlege das da ein kleines Mädchen verschwunden ist und mir vorstelle ich hocke als Elternteil da, muss warten bis die in die Gänge kommen .... nein so etwas geht gar nicht. Auch im Laufe der Geschichte gab es die ein oder andere Sache die total schief gelaufen ist und wo ich dann nur den Kopf schütteln konnte. In dem Moment habe ich nur gedacht, HILFE.

"Glücksmädchen" ist kein typischer Thriller, aber dennoch sehr spannend und mit vielen Wendungen mit denen man so nicht unbedingt rechnet. Ständig tauchten neue Verdächtige in meinem Kopf auf und erst so kurz vor dem Schluss hatte ich eine Ahnung wer denn  nun hinter dem Verschwinden der kleinen Lycke stecken könnte. Ich hatte viele Fragezeichen im Kopf, nicht nur Lycke betreffend, sondern auch Ellen die in diesem Buch viel Raum eingenommen hat.

Das Cover, mit dem kleinen, einsam stehenden Mädchen, hat mir richtig gut gefallen. Den Titel fand ich auch gut, allerdings passte er nicht unbedingt zu dieser Geschichte. Der flüssige Schreibstil von Mikaela Bley hat mir wiederum richtig gut gefallen.

Mein Fazit:

Auch wenn es in meinen Augen kein typischer Psychothriller war, hat mich das Buch fesseln können. Ich denke es gibt ein paar Sachen die man hätte besser machen können, aber alles in allem ein gelungenes Debüt.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und 4 Sterne.