Rezension

Gemischte Gefühle

Altenstein - Julie von Kessel

Altenstein
von Julie von Kessel

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, leider blieb es beim Lesen nur noch bedingt bei dieser Vorfreude.
Dabei hat das Buch eigentlich alle Komponenten, um aus dem Stoff einen spannenden Schmöker zu machen.
Das alles ist vorhanden:
Eine Großfamilie von Adel, die in den letzten Kriegsmonaten nach Westen flieht und in Bonn ein neues Zuhause findet.
Eine ausgesprochen starke weibliche Protagonistin, insgesamt 10 Geschwister aus unterschiedlichen Ehen und Beziehungen sowie ein stattliches Anwesen im Brandenburgischen.

Nach einigen Wirren der Flucht findet die Familie wieder zusammen und nach dem Fall der Mauer versucht Konrad, einer der Söhne, den früheren Familiensitz auf verschiedenen Wegen zurückzugewinnen. Das gelingt ihm nach einigen Schwierigkeiten, allerdings nur bedingt. Denn das Gutshaus wurde bereits früher verkauft, umliegende Wälder kann er schließlich mit dem geliehenen Geld einer der Schwestern erwerben. Aber damit sind die kommenden Probleme auch schon vorprogrammiert.

Positiv zu nennen ist auch ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und vor allem eine Namensauflistung, aus der das nicht leicht zu durchschauende Familiengeflecht erkennbar wird. Einige Figuren und Charaktere sind gut und pointiert herausgearbeitet, andere bleiben vielleicht auch mit Absicht eher schwach und ein wenig verschwommen.

Und die Autorin erzählt die Familiengeschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen und auch nicht immer aus dem gleichen Blickwinkel. Und da fängt mein Unmut an. Hier wird  so munter hin und her gesprungen – in den Zeiten, in den Jahren, bei den Personen, dass ich es als ein deutliches Zuviel des Guten empfunden habe. Obwohl gerade diese Erzählweise mich in der Regel sehr reizt und ich mich durchaus als eine geübte Leserin dieses Genres verstehe, wusste ich hier manchesmal nicht mehr so ganz genau, wann und wo ich mich eigentlich gerade befinde.

Und in der Regel kann ich nach einem Buch dieser Art immer sagen, dass ich wieder etwas dazugelernt habe über unsere Geschichte. Das muss nicht viel sein und nicht groß. Es reicht manchmal ein kleines Detail oder eine neue Sichtweise von bereits Bekanntem. Aber auch das fehlt hier völlig, da so viele Informationen zwar angerissen, aber nicht vertieft werden und schon gar nicht mit wirklichen Hintergrundinformationen versehen sind.

Und das ist schade, das schmälert das Lesevergnügen doch ein wenig und lässt mich für dieses Buch deshalb nur bedingt eine Empfehlung aussprechen.