Rezension

Genial

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 4.5 Sternen

 „Unterleuten“ ist ein kleines Dorf in Brandenburg mit 250 Einwohnern. Es gibt dort weder Geschäfte, noch einen Arzt. Die Bewohner treffen sich im Lokal „Märkischer Landmann“ und genießen dort ihre Freiheit, denn sie lesen keine Zeitung, nutzen das Internet und vermeiden auch so jeden Kontakt mit der Außenwelt. Geprägt wurde das Dorf durch den Mauerfall 1989.  Es sollte immer ein Teil der DDR bleiben, nur wenige haben den Osten verlassen. In Unterleuten verlässt man sich nicht auf die Polizei, Angelegenheiten werden hier unter sich geklärt.
In Unterleuten wohnen zum Beispiel Linda und Frederick, eine Pferdefrau und ein Computernerd. Sie haben eine alte Villa gekauft um dort ein Pferdezucht zu eröffnen.
Aus Berlin sind Jule und Gerhard zugezogen. Sie sind frisch gebackene Eltern und er ist, nachdem er seine Soziologieprofessur aufgegeben hat, Vogelschützer geworden. In Unterleuten leben die seltenen Kampfläufer, die nicht nur Naturschützer interessiert, sondern auch bald das ganze Dorf.
In dem kleinen Ort soll nämlich ein Windpark eröffnet werden. Und die Kampfläufer stehen dem Ganzen im Weg. Bei der Verkündung des Vorhabens, lernen wir weitere Personen kennen:
Neben den neuzugezogenen, wohnen  Ort noch die Alteingesessen Kron und Gombrowski. Die Streitigkeiten der beiden ziehen sich bereits über Jahrzehnte. Immer wieder wittern  sie eine neue Intrige des anderen.
Der Zusammenhalt des Dorfes wird auf die Probe gestellt. Es gibt Befürworter und  Gegner der Windräder. Alte Feindschaften werden wieder heraufbeschworen. Nicht nur Kron und Gombrowski wittern Intrigen…
 
Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh einen sehr außergewöhnlichen Gesellschaftsroman erschaffen.
Es hat mich unglaublich fasziniert wie ein einziges Dorf mich mit seinen individuellen und skurrilen Bewohnern in den Bann ziehen konnte. Es geht um komplexe  Beziehungen, Gesellschaftsstrukturen und Feindschaften.  Ich hab gelacht, geschmunzelt und ich war wütend und traurig. „Unterleuten“ ist ein fiktiver Ort, doch während des Lesens bekommt man das Gefühl dieses Dorf könnte genauso wie es beschrieben worden ist existieren. (Für mehr Infos: www.unterleuten.de)
Die Geschichte wurde aus der Perspektive  vieler Bewohner beschrieben. Allerdings wurde es nicht aus der Ich-Perspektive erzählt.  Als Leser bekommt einen Einblick in die Konflikte etc.
Es ist gar nicht so einfach zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Durch die vielen Facetten bleibt das Buch, trotz seinen über 600 Seiten, spannend.