Rezension

Genialer Dystopie-Auftakt

Legend 01 - Fallender Himmel - Marie Lu

Legend 01 - Fallender Himmel
von Marie Lu

Die Welt, wie wir sie kannten, hat sich verändert. "Legend - Fallender Himmel" spielt in einer fiktiven Zukunft, in der ein Teil der Vereinigten Staaten Überschwemmungen zum Opfer gefallen ist, während sich der Rest in die sogenannten Kolonien und die Republik spalten. Beide Parteien sind aufs ärgste verfeindet und leben im ständigen Krieg miteinander.
June und Day sind beide in der Republik aufgewachsen, jedoch an entgegengesetzten Enden des sozialen Gefüges. Während June privilegiert lebt, aufgrund eines speziellen Eignungstests, bei dem sie außergewöhnlich gut abgeschnitten hat, fürs Militär ausgebildet wird und nach dem Unfalltod der Eltern gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Metias lebt, gehören Day und seine Familie zu den Sozialschwachen mit wenig Aussicht auf eine gute Zukunft.
Nachdem Day bei dem vorgenannten Test, dem sich alle Kinder mit 10 Jahren unterziehen müssen, sehr schlecht abgeschnitten hat, soll er in ein vermeintliches Arbeitslager deportiert werden, landet jedoch in einem Versuchslabor, aus dem er glücklicherweise entkommen kann. Seitdem lebt er auf der Straße und ist derzeit der meistgesuchte Verbrecher der Republik, da er diese bei jeder sich bietenden Gelegenheit sabotiert. Lediglich seine Mutter und seine Brüder halten ihn davon ab, sich allerdings anderswo in Sicherheit zu bringen.
Plötzlich wird sein kleiner Bruder von einer heimtückische Seuche befallen, die immer wieder die Runde in den Armenvierteln macht, so dass Day alles daran setzt, ein Medikament dagegen zu bekommen. Als er nicht einmal vor einem Krankenhauseinbruch zurückschreckt, wird er bei seiner Flucht druch Metias gestellt, setzt diesen jedoch mit einem Messer außer Gefecht und kann schwer verletzt entkommen.
Als June wenig später den Ort des Geschehens erreicht, ist Metias bereits tot. Fortan setzt sie alles daran, Day für diese Tat zur Rechenschaft zu ziehen und taucht getarnt in den Armenvierteln ab. Bei einem Straßenkampf wird sie verwundet, weil sie ein anderes Mädchen schützen will. Nur mit Hilfe des Begleiters des Mädchens gelingt ihr die Flucht vor der Meute, die auf die Fortführung des Kampfes besteht.
Gemeinsam mit dem Jungen und Tess, dem Mädchen, dass eigentlich hätte kämpfen sollen, machen sie sich aus dem Staub und versorgen zunächst Junes Wunde. Misstrauisch beäugen sich der Junge und June, beide mit der Intention, möglichst nichts von sich preiszugeben. Doch die beiden fühlen sich merkwürdigerweise zueinander hingezogen. Die Erkenntnis seiner Identität zieht June in Konflikte, die so vor wenigen Tagen noch nicht für möglich gehalten hätte. Und nicht nur das: Die Dinge in der Republik scheinen längst nicht das zu sein, wonach sie aussehen. Wie wird sich June entscheiden? War ihr bisheriges Leben eine Lüge?

Marie Lu hat ihren Roman abwechselnd aus der Sicht von June und Day geschrieben. So erhält man als Leser einen viel größeren Einblick in die Handlung und in die Gefühlswelten der beiden Protagonisten, die mir beide gleich sehr sympathisch erschienen. Ihre Gefühle und Gedanken werden dabei so ausführlich geschildert, dass ich direkt mit den beiden mitgefiebert habe.

Beide scheinen sehr gut in der Lage zu sein, auf sich selbst aufzupassen und besitzen einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Sie mussten jeder bereits persönliche Verluste in ihrem Leben hinnehmen und sind doch stets daran gewachsen. Als sie sich kennenlernen, ist die Anziehung zwischen ihnen sehr schnell größer als ihr Misstrauen zueinander, dass in dieser Welt fast jeder mit sich herumträgt, ob privilegiert oder nicht. Diese Zuneigung ist der Nährboden für Junes wachsende Zweifel und ihre darauf basierenden anschließenden Nachforschungen stellen ihr Leben auf den Kopf.

Nichts ist wie es scheint und man sollte von Äußerlichkeiten nicht auf den Charakter schließen, sind die Botschaften des Buches, die mir vordergründig ins Auge stechen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir unheimlich gut gefallen. Er ist sehr lebendig und emotional und hat mich sogleich gefesselt. Die Beschreibungen sind sehr detailgetreu und haben die Szenen wie einen Film vor meinem geistigen Auge erscheinen lassen.

Das Cover des Buches wirkt besonders edel auf mich mit seinem einfarbigen, weißen Hintergrund mit den goldenen Lettern und dem - vermutlichen - Republiksymbol darauf. Ein Buch, an dem man im Fachgeschäft nicht so einfach vorbeigehen kann.

"Legend - Fallender Himmel" ist der Auftakt einer dystopischen Trilogie aus der Feder der Autorin Marie Lu, die damit ihr Debüt präsentiert. Die Geschichte hat mich von Anfang an berührt und gefesselt, insbesondere auch durch die hervorragend und ausführlich gezeichneten Charaktere und den stetig spannenden Wechsel der Erzählperspektive. Ein geniales Buch aus dem Dystopiegenre, dessen Fortsetzung von mir sehnlichst erwartet wird.