Rezension

Genialer Plot, aber ....

Fremd
von Ursula Poznanski Arno Strobel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jo ist allein in ihrem Haus, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Küche steht und ihr sagt, dass er ihr Verlobter ist.

Erik kommt nach Hause zu seiner Freundin, die ihn aber dummerweise nicht mehr erkennt. Und alle seine Habsehligkeiten sind aus dem Haus verbannt.

Zwei Autoren, zwei Protagonisten, zwei Realitäten. Das Buch steigt mit kurzen Kapiteln ins Geschehen ein, die jeweils aus beiden Perspektiven erzählt werden. So lernt der Leser sehr schnell sowohl Eriks als auch Jos Gedanken und Gefühle kennen und bleibt lange Zeit genauso verwirrt wie die beiden. Wer von ihnen erzählt denn die Wahrheit und wer hat ein offensichtliches psychisches Problem? Kennen sie sich oder nicht? Nach jedem Kapitel war ich wieder auf einer anderen Seite und mir sicher, dass der jeweils Handelnde doch recht haben muss. Ein sehr schönes Verwirrspiel, welches allerdings auch einige Längen im ersten Drittel des Buches bereit hält. Das hätte nicht unbedingt sein müssen.

Doch dann nimmt die Handlung an Fahrt auf. Natürlich stecken die beiden in Schwierigkeiten. Sie haben nur sich und müssen sich vertrauen. Was sich als mehr als schwierig herausstellt. Ab hier bleibt die Spannung durchweg erhalten und ich habe durchaus immer mal wieder vergessen, zu atmen.

Dass die beiden Personen jeweils von einem anderen Autor geschrieben sind, fand ich sehr genial. Aufgrund der unterschiedlichen Schreibstile (wobei mir der von Poznanski deutlich besser gefällt), hat man tatsächlich das Gefühl, das Innenleben von 2 verschiedenen Menschen zu ergründen. Die Idee und auch die Umsetzung finde ich wirklich gelungen.

Nicht gelungen ist - und das war irgendwie klar - die Auflösung des Ganzen. Zu flach, zu kurz, zu unauthentisch. Nein, liebe Autoren, DAS nehme ich euch so nicht ab! Und ich denke, das glaubt euch keiner. Das ist viel zu weit hergeholt und viel zu knapp erläutert. Sehr, sehr schade.

Ich tue mich etwas schwer, hier Sterne zu vergeben. Zum einen gab es am Anfang einige Längen und Langeweile und das Ende war einfach der Geschichte nicht würdig. Zum anderen wurde ich super unterhalten, es gab eine geniale Grundidee, einen genialen Plot und mega viel Spannung. Ich denke, man sollte das Buch doch lesen, es ist eines von Strobels besseren, von Poznanski habe ich leider noch nichts weiter gelesen.