Rezension

Geniales Buch über ein Dorf und seine Bewohner , was es überall so geben könnte

Unterleuten
von Juli Zeh

Juli Zeh erzählt über ein Dorf, was in in der ehemaligen DDR liegt und seine Bewohner. Während das Cover schlicht weiß mit einen Vogel als Akzent in Schwarz daherkommt - später erfährt man es handelt sich um den sogenannten Kampfläufer, der geschützt werden soll/muss, geht es in dem Dorf "Unterleuten" gar nicht friedlich, sondern auch kämpferisch daher. Jeder schützt hier seine Interessen und doch sieht es zunächst so aus,  ob alles mit dem Bau der Windkraftanlagen, über die es konträre Meinungen gibt, zusammenhängt. In dem Dorf leben alteingessene Bürger, die auch schon zu DDR-Zeiten dort gelebt und gearbeitet haben, sowie vier Zurgezogene plus Baby, von denen näher berichtet wird bzw. die selber erzählen. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte und Gründe für sein Verhalten. Es gibt jahrzehntelange Fehden, Vermutungen, Gerüchte und dann gibt es die "Zugezogenen", die in dieses Dorf ziehen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen, jedoch keine Ahnung von den internen Verflechtungen haben.

Die Geschichte wird immer aus wechselnden Perspekiven erzählt und so erfahre ich als Leser, was eine der "Figuren" selber denkt, fühlt, ....und dann wiederherum, was über die "Figur" gedacht wird. Für mich ensteht quasi ein Gesamtbild der Leute :) und dann wiederherum schafft es Juli Zeh mein Bild  zum Einstürzen zu bringen, in dem sich jemand ganz anders verhält als erwartet.

Es wird mit Vorurteilen aufgeräumt und gleichzeitig werden welche geschaffen. Es gibt in Unterleuten viele tragische Figuren und oft beruht die Tragik darauf, dass sie sich moralisch richtig verhalten haben oder genau im Gegenteil und die anderen Leute aufgrund dessen ihr Leben danach ausgerichtet haben. Alles und jeder ist irgendwie miteinander verflochten und es gibt Abhängigkeiten.

Es hört sich verzwickt an, aber so ist das Leben...... und es war sehr faszinierend davon zu lesen und kein bisschen langweilig, sondern kurzweilig und unterhaltsam - mit Situationskomik für den Außenstehenden. Ein Beispiel ist das nerventötende Rasenmähen.... was den, der es tut, entspannt und diejenigen, die es hören zur Verzweiflung treibt. Unterleuten hat mich auch traurig gestimmt, weil mir wieder bewusst geworden ist, wie sehr wir uns "fremdsteuern" lassen.

Irgendwie sind wir alle ein Teil von "Unterleuten".

Ein Buch, was mich sprachlich und thematisch sowie in seiner Art und Weise absolut überzeugt hat. Ich würde mehr als 5 * vergeben, wenn ich könnte.

 

Juli Zeh hat mit "Unterleuten"  quasi ein Dorf unter ein Mikroskop gelegt und von allen Seiten beleuchtet. Ich war mir zum Schluss manchmal nicht mehr sicher, ob die Figuren nicht Menschen sind, die es wirklich gibt. Realität oder Fiktion? Die Autorin hat dies mit einer Homepage "Unterleuten" noch mal verdeutlicht, denn hier entwickeln die Figuren/ Personen ein Eigenleben mit Leben in der virtuellen Welt des Netzes.