Rezension

Geniales Geschichtspanorama

Sei mir ein Vater
von Anne Gesthuysen

Zwei Ereignisse lassen das Leben der jungen Französin Lilie von heute auf morgen aus den Fugen geraten: sie erfährt von der Krankheit ihres Ziehvaters Hermann in Deutschland und ertappt in ihrer Pariser Wohnung einen Einbrecher, der dabei ist, ein altes Gemälde zu stehlen. Sie kann das gerade noch verhindern, entdeckt aber einen im Bilderrahmen versteckten Brief. Wer ist die Frau, die ihn geschrieben hat und was hat die damit verbundene Geschichte mit Lilies eigenem Leben zu tun? Um das herauszufinden nimmt sie Bild und Brief kurzerhand mit nach Deutschland, um dort zusammen mit dem von der Krankheit bereits zusehends gezeichneten Hermann und dessen Tochter Hanna den Dingen auf den Grund zu gehen. Die Spurensuche führt die drei unter anderem ins Paris der Belle Epoque, denn bei der Briefeschreiberin handelt es sich um eine berühmte Malerin und Lilies Ururgroßtante, eine ebenso einflussreiche wie schillernde Figur ihrer Zeit. 

Ebenso wie in "Wir sind doch Schwestern" verleiht Anne Gesthuysen dem in Deutschland angesiedelten Part ihrer Geschichte wieder viel niederrheinisches Lokalcolorit und weiß den Leser mit einem geschickt aufgebauten Spannungsbogen zwischen den Epochen und den einzelnen Handlungssträngen absolut zu fesseln. Eine Geschichte über die Macht der Kunst, starke Charaktere, aber auch über Liebe und Abschiednehmen. Lesen und abtauchen!