Rezension

Genieße, solange es andauert.

Meine amerikanische Freundin - Michèle Halberstadt

Meine amerikanische Freundin
von Michèle Halberstadt

In ihrem fünften Roman „Meine amerikanische Freundin“ schreibt die französische Journalistin Michéle Halberstadt ein Porträt einer stärken Freundschaft zwischen zwei Frauen und deren Grenzen in einer schweren Zeit.
Als ihre New Yorker Freundin Molly nach einer Aneurysmaruptur ins Koma fällt schreibt ihre Pariser Freundin alles auf um ihr so zu erzählen, was passiert. Als Molly nach 3 Monaten erwacht ist sie aufgrund einer Halbseitenlähmung und einem eingeschränkten Gedächtnisvermögen entmutigt, hat keine Hoffnung und der Umgang mit ihr wird zunehmend schwieriger. Ihre Veränderungen beeinträchtigen auch ihre Freundschaft.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und klar. Sie kommt ohne Fremdwörter und Wortspiele aus. Die Kapiteleinteilung ist schlüssig und unterbricht so nicht den Lesefluss. Die Geschichte wird aus der Sicht der Erzählerin, der Freundin aus Paris, geschrieben. Während der Zeit des Komas beschreibt sie ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. Die Nachrichten für Molly auf einen Anrufbeantworter zu sprechen und in regelmäßigen Abständen abzuspielen fand ich eine interessante und hilfreiche Idee für Komapatienten. Die Beschreibung der Zeit nach dem Aufwachen von Molly fand ich etwas oberflächlich. Die Charaktere der beiden Freundinnen sind gut ausgearbeitet. Die Gefühle und die Entwicklung der Freundschaft regen zum Nachdenken an, sind aber teilweise etwas emotionslos beschrieben. Hier hätte ich mir mehr Einfühlungsvermögen gewünscht. Das neue Lebensmotto von Molly „Genieße, solange es dauert. Denn das tut es nicht.“ sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.
Mich hat dieser eher kurze Roman gut unterhalten. Ich hatte mir durch die Leseprobe und den Klappentext allerdings eine tiefer gehende Ausarbeitung des Themas und der Geschichte vorgestellt.