Rezension

George R. R. Martin kann auch "Mittelmaß"

Das Lied von Eis und Feuer 08. Die dunkle Königin - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 08. Die dunkle Königin
von George R. R. Martin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das große "auf der Stelle treten"
George R. R. Martin ist ein weltweit bekannter und angesehener Autor, der viel Wert auf Details, eine liebevoll gestaltete Welt und klasse Charaktere legt. Wie es für Martin typisch ist, knüpft er in diesem Roman an das hohe Niveau der bisherigen Romane an und schafft es ohne Probleme, sich weitere Personen auszudenken und diese in seinen Epos "Das Lied von Eis und Feuer" zu integrieren.
Das scheint in diesem Roman aber sein größtes Problem zu sein. Wie bereits im siebten deutschen Roman "Zeit der Krähen", liegt der Schwerpunkt in diesem Buch auf anderen Charakteren als in den vorangegangenen sechs Romanen, wodurch man sich als Leser nur schwer in diese hineinversetzen kann.
Zugegeben, viele der Charaktere, die zuvor nur beiläufig erwähnt wurden oder keine eigenen Kapitel hatten, stehen nun im Mittelpunkt der Handlung, was man auch am Setting sieht. Ein Großteil der Handlung spielt im südlichen Teil der sieben Königslande, genauer gesagt in Königsmund und in Dorne, wodurch einfach kein Platz für weitere Storylines geblieben ist. Martin erzählt in "Die Dunkle Königin" viele interessante Geschichten rund um Jaime und Cersei Lennister, erfährt aber auch, wie es z.B. mit Samwell Tarly oder Brienne von Tarth weitergeht und muss zu meiner Überraschung feststellen, dass Martin es nach wie vor schafft, mich mit einigen Wendungen und neuen Charaktereigenschaften zu überraschen. So wird mir Jaime immer sympathischer während Sam seinen Mut (mehr oder weniger) findet und mir Cersei immer unsympathischer wird. Einige Überraschungen hält die Geschichte für den Leser bereit, was vor allem zum Ende dieses Romans an Niveau und Tempo gewinnt, wodurch mir der Abschluss gut gefallen hat.

Grund zum Traurigsein?
Leider kommt es mir aber dennoch so vor, als ob George R. R. Martin, zumindest in diesem Roman, nicht wirklich wusste, wohin seine Reise eigentlich gehen sollte. Viele Charaktere haben einen Auftritt, welcher mehr oder weniger wichtig erscheint doch hat die Geschichte insgesamt an Tempo verloren. Die Story macht den Eindruck, als ob sie eine Verschnaufpause von den zahlreichen Ereignissen der vergangenen Bücher benötigt, um dann wieder mit aller Wucht über uns hereinzubrechen. Ich möchte gar nicht sagen, dass dieser Roman schlecht ist nur fehlt ihm das gewisse Etwas um an das hohe Niveau anzuknüpfen, dass man von den bereits bekannten Romanen zu schätzen gelernt hat. Nichtsdestotrotz erfährt man als Leser zahlreiche neue Entwicklungen, neue Schauplätze und einige neue Charaktere kennen, die die Geschichte insgesamt vorantreiben, wenn auch nur langsam.
Für Fans der Romane ist gehört dieser Roman trotzdem zur Pflichtlektüre. Er mag an der einen oder anderen Stelle langatmig wirken und hier und dort etwas zwicken und kneifen, doch wer Westeros und seine zahlreichen Charaktere, Intrigen und Schauplätze liebt, wird über diesen Roman hinwegsehen können, die vielleicht aufkommende Verbitterung überwinden und sich auf eine hoffentlich wieder großartige Fortsetzung der Handlung freuen können. Ich kann es zumindest gar nicht erwarten, die Romane neun und zehn zu verzehren oder wie seht ihr das?

Fazit:
Der bis dato "schwächste" Roman einer ansonsten grandiosen Reihe.

Kommentare

Federfee kommentierte am 26. August 2016 um 17:07

Ich sehe das auch so. Schon Band 7 der deutschen Reihe habe ich als 'anders' empfunden und in diesem 8.Band ist es auch nicht besser geworden. Aber man muss es einfach gelesen haben, weil man wissen will, wie es weiter geht. Ich hoffe auf die nächsten beiden Bände ...