Rezension

Gerne hätte ich mehr über die Entwicklung der Charaktere erfahren...

Erkenne mich - M. Leighton

Erkenne mich
von M. Leighton

Cover: Ich muss gestehen, dass das Cover etwas an sich hat. Ja, die Haltung der Charaktere ist mehr als eindeutig und offensichtlich, worauf diese Geschichte anspielen wird - doch so hat die Haltung, die Farbe des Covers und noch dazu die Gesichter, die von den Charakteren nicht gänzlich zu erkennen sind, etwas interessantes an sich.
Doch je mehr ich von den Charakteren erfuhr, desto enttäuschter war ich von dem Cover und dies fing schon bei der Protagonistin an. Dabei wirkte das Cover im ersten Moment durchaus schön, auch mit dem Farbverlauf! Die schwarzhaarige Protagonistin ist jedoch nicht auf dem Cover zu erkennen, wie sie in der Geschichte geschrieben wird. Entweder hat sie sich spontan in der Story die Haare gefärbt - was mir dann eindeutig entgangen ist! - oder das Cover widerspricht sich wieder einmal den Beschreibungen der Figuren!
Auch die Tattoos haben mir an den Charakteren gefehlt. Hallo Photoshopkenntnisse! Kommt schon, wenigstens ein bisschen sollte sich das Cover mit den Charakterbeschreibungen decken können. Wenn sie schon so leicht bekleidet sind, dann hätte man doch auch die Tattoos sichtbar machen können... Wozu gibt es Photoshop?
Trotz allem gefällt mir das Cover: die Farbwahl, der weiße Rand und die Titelgestaltung wirken passend und sind etwas für die Augen! Ein Blickfang ist es auf jeden Fall, da der Text nicht nur hingeklatscht wirkt - ganz im Gegenteil!

Inhalt: Ehrlich gesagt, klang es für mich etwas übertrieben, dass Hemi und die Protagonistin jene Besessenheit und Liebe mit- und füreinander entdecken sollen. Ehe es dazu kommt, müssen die beiden aufeinander treffen und dies passiert sehr schnell. Die Protagonistin Solane, hatte bisher ein behütetes Leben, stets unter dem wachsamen Blick von ihrem Vater und Bruder. Was bietet sich am besten an, um aus dem sicheren Käfig auszubrechen? Genau, man setzt ein Zeichen! In Sloanes Fall ein Tattoo! In jedem anderen Fall...wäre ich begeistert.
Das heißt, ich war schon von dem Ort begeistert. Ich mag Tattoos und interessiere mich für diese. Allerdings sollte mir der Beweggrund der Protagonistin für ein Tattoo nicht gefallen. Natürlich ist dies ein Zeichen für sich, stet für Erinnerungen, womöglich Warnungen usw. usf. aber die Beweggründe der Protagonistn - genauer gesagt, ihre Einstellung, fand ich doch etwas mau. Ein Tattoo erzählt Geschichten, prägt die Person, steht für Erfahrungen und ähnliches ein. Sicher hatte Sloane ihre Gründe aber in diesem Sinne..hätte sie sich auch die Haare färben können. Durch diese Entscheidung, trifft Sloane auf Hemi, dem das Tattoostudio gehört. Auch wenn manche Situationen dieser Genre üblich sind, fand ich Hemis Art dann doch recht unpassend.
Kapitel für Kapitel bekommt der Leser einen besseren Eindruck von den Charakteren und dessen Geschichte, jedoch bezieht sich dies nur auf Andeutungen anstatt auf einer kompletten, umgesetzten Erzählung. Es wird genau so viel Preis gegeben, damit die Charaktere eingeschätzt werden können ohne dabei Gefahr zu laufen, das bereits alles offenbart wird.
Für mich blieb das Interesse und die Spannung aufrecht, da ich sowohl mehr über Sloane als auch über Hemi erfahren wollte. Das beide einige Gemeinsamkeiten haben, sollte mich in diesem Sinne nicht stören - wobei eine Gemeinsamkeit mehr als offensichtlich war. Dennoch störten mich die Gedanken und vorallem die Vorstellungen der Protagonistin, die in diesen ihren Besitz beansprucht. Natürlich ist dies ab einem gewissen Punkt normal und womöglich nachvollziehbar aber es nervte mich in diesem Moment...
Der Verlauf der Geschichte ist nachvollziehbar und von Spannung bishin zum Prickeln, ist alles dabei und wirkt nicht deplatziert. Bei dieser Story habe ich mit viel Sex gerechnet, sodass es anfangs so wirkt, als würde es sich um eine gute Story handeln, die jedoch durch die ganzen Sexszenen dahin schwindet. Zu meiner Überraschung war dem nicht so! Anstatt Kapitel für Kapitel von mehr Sexszenen zu schreiben - wie es sonst der Fall ist, denn selbst bei dieser Genre, bleibt es nicht nur bei einer ausgeschrieben Szene - lenkt sich der Schwerpunkt perfekt auf die Charaktere. Ich war doch ein wenig überrascht darüber, dass die eigentlichte Handlung nicht verloren ging und den Leser in seinen Bann zieht. Zwar lässt es den Leser ahnen, worauf sich die Vergangenheit der beiden bezieht aber nicht auf Anhieb festlegen. In diesem Sinne kommt es immer anders, als man denkt und die Geschichte scheint doch vielversprechend zu sein.

Schreibstil: Das erste Band ist mit den wechselnden Perspektiven der Ich-Form beschrieben. Auf diese Art kommen die Gedanken, Eindrücke, Emotionen und vorallem das Verlangen der Charaktere gut zur Geltung. Die Perspektiven wechseln sich Kapitel für Kapitel ab. Dadurch folgen zwar die Gedanken und Handlungen, die zum vorherigen Geschehen passen - aber dadurch gestalten sich manche Kapitel zu kurz und sind manchmal nicht mal auf einer kompletten Seite beschrieben.
Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil, der dazu einlädt, ganz leicht in die Geschichte einzutauchen und nach kurzer Zeit viele Kapitel zu verschlingen. Auch, wenn mancher Perspektivenwechsel kurz beschrieben war, hielt ich es doch für passend, denn dieser hätte nicht unterschiedlicher sein können. Während die Perspektive der Protagonistin eher unschuldig ist, spricht Hemis Perspektive eines sehr deutlich aus: das Verlangen. Auch wenn ich zu Beginn das Gefühl hatte, dass es deutlich ist worauf die Autorin hinaus will, bezog es sich doch nicht auf den wiederholenden Akt. Die eigentliche Story bleibt bestehen und hält das Interesse des Lesers aufrecht, wou auch aufgeworfene Fragen sorgen, die nicht auf Anhieb beantwortet werden.
Selbst die ausgeschriebenen Sexszenen halten die Spannung aufrecht, da diese nicht übertrieben dargestellt werden. Ironischer Weise sorgen diese dafür, den Charakter mit einem anderen Blick zu sehen und verstehen zu wollen. Dennoch solltet ihr mit einer vulgären Rede rechnen - die wohl nie fehlen darf. Meiner Meinung nach muss diese nicht immer vorhanden sein - aber dies ist Geschmackssache!

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Charaktere

Sloane: Sloane hatte vom ersten Moment an, einen thoughen Eindruck auf mich gemacht. Gleich zu Beginn offenbart sie etwas aus ihrem Leben, welches sie eher im Käfig verbracht hat. Aus diesem Grund habe ich sie, als eine empfindliche, wenn nicht sogar verwöhnte, junge Frau eingeschätzt, die es mir schwer macht. Tatsächlich hatte ich beim Lesen die ganze Zeit damit gerechnet und mich dementsprechend darauf vorbereitet.
Die 21-Jährige hat kein einfaches Leben, da diese von ihrer Familie bevormundet wird. So wird sie nicht nur von ihrem Vater, sondern auch von ihrem Bruder, wie ein kleines Mädchen behandelt. Die Einstellung von ihrem Vater konnte ich noch verstehen. Immerhin ist es in meinen Augen normal, dass ein Elternteil Schwierigkeiten damit hat, zu akzeptieren, dass sein Kind erwachsen wird. Aber bei ihrem Bruder? In diesem Sinn handelte ihre Familie doch übertrieben und ließen in manchen Situation widerum locker, in denen ich jene Standhaftigkeit am meisten erwartet hätte.
Doch so wirkt sich dies nicht negativ auf die Protagonistin aus. Zu Beginn hielt ich sie für ein scheinbares, unschuldiges Mädchen, dass zu vielem nur brav "Ja und Amen" sagt - den Werten entsprechend, die ihr mit auf dem Weg gegeben wurden. So fand ich es nicht überraschend, sondern auch sehr gut, dass Sloane dazu in der Lage ist, anderen die Stirn zu bieten und sich von dem Bild abgrenzt, welches andere gerne von ihr hätten.
Gerade weil sie mir in manchen Situationen zu durchsichtig erschien, hätte ich von dieser Einstellung gerne noch mehr gelesen!

Hemi: Wenn man etwas Hemi angesehen hat, dann war seine direkte Art und dies behaupte ich nicht nur, weil seine Reaktionen - während des ersten Treffens mit Sloane - mehr als eindeutig waren. So sind bespielsweise diese nicht nur ein Zeichen dafür, was für eine Wirkung die Protagonistin auf den Tattoo Artist hat. Wie man durch seine Berufswahl ahnen kann, bezieht sich Hemis Interesse auf die Kunst, während er sich seinen Weg gewählt hat, um dieses Interesse ausleben zu können. Dabei erfährt man genug über seinen Job sowie über Fakten, auf die es zu achten gilt.
Hemi hat ein sicheres Auftreten, wirkt durch manche Handlungen provokant und herausfordernd aber nicht zu überheblich. Er weiß sich und jeweilige Situationen genau einzuschätzen, sodass er seine eigene Person gut unter Kontrolle halten kann. Er scheint sich selten aus der Ruhe bringen zu lassen, was ich manchmal wirklich schade fand. Gerne hätte ich öfters gelesen, dass er die Kontrolle fallen lässt. Wenn man jemanden einschüchtern möchte, dann ist Hemi der falsche Empfänger, da er weiß, wie er anderen die Stirn bieten kann und dies macht ihn für mich zu perfekt.
Jeder hat Schwächen, seine Grenzen und ich bezweifle, dass man jedem auf die gleiche Art die Stirn bieten kann. Mir schien es so, als würden andere es gar nicht versuchen wollen - abgesehen von der Protagonistin. In manchen Fällen überraschte mich seine Selbstbeherrschung, wenn ich daran denke, wie er sein Verhlatne beschrieben hat und welchen Auslösern er ausgesetzt ist. Selbst dann kann man sich noch beherrschen, wirklich? Dies scheint mir dann doch zu unrealistisch gestaltet zu sein, auch wenn es sich um eine Fiktion handelt!

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Fazit
Bei diesem Band handelt es sich um eine interessante Story, die nicht nur von einem bis zum nächsten Sexakt beschrieben ist. Der zum Teil vulgäre Schreibstil passt zum Genre und sollte die Lesemomente eigentlich nicht stören. Mir gefiel es, dass die Charaktere nicht nur auf dem gleichen Stand blieben. Durchaus sind Kapitel für Kapitel Veränderungen zu merken, die sich nicht nur auf die Charaktere beziehen.
Rückblickend finde ich es schade, dass sich der nächste Teil auf andere Charaktere beziehen wird, da ich doch gerne mehr von den Entwicklungen gelesen hätte.