Rezension

Geschichte in der Geschichte

Artus, Der magische Spiegel - Kevin Crossley-Holland

Artus, Der magische Spiegel
von Kevin Crossley-Holland

Bewertet mit 4 Sternen

In der Zeit der Kreuzzüge und der Regentschaft von erst König Richard Löwenherz und dann König John wächst Arthur auf einem englischen Herrensitz an der Grenze zu Wales auf. Seine Ausbildung ist die eines Ritters: Neben Kampftechniken (Schwert, Bogen, Lanze) wird er vom örtlichen Priester in Lesen und Schreiben unterwiesen, und Merlin sorgt dafür, dass er über seine Erlebnisse auf dem Herrensitz reflektiert. Denn im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, Serle, sieht Arthur mit offenen Augen, was auf dem Herrensitz passiert und ist sich mit knapp 13 Jahren auch nicht zu schade, mit anzupacken und auszuhelfen - durchaus zum Unwillen von Sir John de Caldicot. Eines Tages erhält Arthur von Merlin einen besonderen Stein, der ihm magisch die Geschehnisse zeigt, die ca. 600 Jahr früher stattgefunden haben, angefangen mit King Uther.

Die Ereignisse im Jahr 1199/1200 auf Caldicot werden aus Sicht von Arthur beschrieben, indem man seine Chronik mitliest - die Geschichte unterteilt sich damit in 100 Kapitel, die mal nur knapp eine Seite, mal über mehrere Seiten gehen und durch den Tagebuchcharakter auch keine kontinuierliche Geschichte erzählen. Mit Fortschreiten der Geschichte werden immer mehr Parallen mit der Artussage im Stein und Arthurs Leben deutlich (was bei der Namenswahl des Protagonisten ja auch zu erwarten war).

Kevin Crossley-Holland ist bekannt für seine Nacherzählungen von englischen Sagen und so ist es nicht verwunderlich, dass sein Sprachstil auch in diesem Buch dem Sagenerzählen angepasst ist. Für mein Empfinden plätscherte die Erzählung sanft vor sich hin, auch dramatische Ereignisse werden eher nüchtern, im Stil eines Chronisten erzählt, wodurch man ein Leser eher distanziert zu Arthur und den anderen Protagonisten bleibt. Durch die kurzen Kapitel lässt sich das Buch aber durchaus flüssig lesen und die Details zum Alltagsleben im Spätmittelalter lassen die Geschichte lebendig werden.

Alles in allem eine durchaus gelungene Neuerzählung der Artussage, die durch die Rahmenhandlung auf eine neue Ebene gehoben wird. Und auch wenn es wenig Spannung gab hat mich die Geschichte doch soweit berührt, dass ich jetzt neugierig bin, wie es in den beiden Folgebänden für Arthur im 13. Jahrhundert weitergeht (die klassischerweise ebenfalls dreiteilig erzählte Artussage ist ja bekannt und wird keine Überraschungen bringen).

Wer also die Artussage mal in einem neuen Gewand lesen will, kann hier (so er die Bücher noch findet) getrost zugreifen.

[Ich habe das Buch im Original gelesen - Titel: Arthur - The Seeing Stone. In der Datenbank war aber nur die deutsche Fassung zu finden.]