Rezension

Geschichte mit großem Potenzial, das jedoch nicht ausgeschöpft wurde

Witchborn - Nicholas Bowling

Witchborn
von Nicholas Bowling

Bewertet mit 3 Sternen

Inhaltsangabe

Die Hexenjagd hält das Land in Atem und auch die 14-jährige Alyce wird zur Zielscheibe. Nur knapp kann sie den Jägern entkommen, die auch ihre Mutter ermordet haben. Seitdem ist Alyce auf der Flucht und versucht ihre magischen Kräfte zu verstehen und zu beherrschen. Und obwohl sie ihre Verfolger nicht abschütteln kann, kommt sie einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur: Sie soll zum Spielball einer königlichen Intrige zwischen Elizabeth I. und Maria Stuart werden. Und dabei trifft weiße Magie auf die dunkelste, die man sich vorstellen kann.

Gejagt vom Tod, getrieben von dunkler Magie, getäuscht von rivalisierenden Königinnen!

Das Cover

Das Cover gefällt mir eigentlich ziemlich - wäre nicht das Logo! In meinen Augen ist das Logo einfach fehl am Platz: Es ist zu groß, an der falschen Stelle und zerstört einfach die komplette Atmosphäre. Denn eigentlich verströmt der Rabe in Verbindung mit den dunklen Farben und den Verschnörkelungen der Schrift eine düstere, geheimnisvolle Stimmung. Alle Elemente sind dezent eingesetzt und vorallem passend, sodass das Cover nicht überladen wirkt. Es ist dezent, mysteriös und passend zum Genre des Buches - ein absoluter Volltreffer. 

Die Idee

Hexen sind natürlich keine außergewöhnliche Idee mehr, aber welches Fantasywesen wurde noch in keinem Buch behandelt? Im historischen Bereich kenne ich mich leider nicht so gut aus und kann damit nicht sagen, ob es dieses Buch in dieser Form schon einmal gab. Ich fand die Idee auf jeden Fall sehr spannend! Besonders in Kombination - die Hexen und der historische Kontext. 

Die Charaktere

Alyce ist ein wirklich spannender Charakter: Sie hat für ihr Alter einiges durchgemacht und gibt trotzdem ihre Hoffnung nicht auf. Leider muss ich zugeben, dass sie in meinen Augen keine große Entwicklung durchgemacht hat. Weitaus besser gefallen hat mir jedoch Solomon, einen treuen Begleiter von Alyce. Ich habe das Gefühl als Leser habe ich viel mehr Eigenschaften von ihm erfahren als von Alyce und dabei waren es meist nur positive Eigenschaften. Solomon ist witzig, etwas unbeholfen, loyal, aufgeschlossen und ideenreich - ein Charakter, den ich als Leser sofort ins Herz geschlossen habe. 

Natürlich gab es noch viele weitere Charaktere, die jedoch alle etwas unscheinbar blieben - Elizabeth, Maria, Doktor Dee und noch einige weitere. Hier hätte ich mir gewünscht, dass deutlicher wird, welche Beweggründe die einzelnen Charaktere haben, da so, meiner Meinung nach, nicht ersichtlich ist, wieso sie so handeln. 

 
Die Handlung 

In den ersten zwei Dritteln des Buches kamen einige Fragen beim Lesen auf und dadurch wurde langsam eine gewisse Spannung aufgebaut, die durch immer wieder neue Geheimnisse aufrechterhalten blieb. Leider hatte ich dann aber das Gefühl, dass zuerst überhaupt nichts mehr geschah - der Protagonist, Alyce, blieb auf der Stelle stehen und drehte sich im Kreis. Als Leser empfand ich das als durchaus deprimierend etliche Seiten nicht voranzukommen und fortwährend über die Lösung zu grübeln ohne das etwas passiert. Die Lösung der Geheimnisse wurde dann komplett in die letzten Kapitel gequetscht und damit kam ich mir als Leser etwas überrumpelt vor - es war extrem viel auf einmal zu verarbeiten und wirkte auch etwas vom Autor erzwungen, als würde er die Geschichte gekürzt haben. Allen in allem war die Handlung aber sehr spannend und es gab einige Überraschungen, die ich nicht vorhergesehen habe. 

 
Meine Wertung

Gut gefallen hat mir, dass der Autor eine gute Mischung gefunden hat: Die Geschichte basiert auf einigen historisch korrekten Gegebenheiten und hat diese mit seiner eigenen Interpretation erzählt. Leider stand die Magie nicht so im Fokus der Geschichte wie ich es mir eigentlich erhofft hatte, sondern eher darum dass Alyce ein Geheimnis löst. 

Der Schreibstil des Autors war für mich definitiv ein Pluspunkt: Ich konnte mir die Orte sehr gut vorstellen ohne dass der Autor viele kompliziert verschachtelte Sätze genutzt hat oder mir die Adjektive um die Ohren geschlagen hat. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass ein paar Kapitel aus der Sicht der Verfolger geschrieben waren, wodurch ich nicht nur Alyce Sichtweise kennengelernt habe, sondern auch sehen konnte was hinter ihrem Rücken geschieht. 

Wie bereits gesagt, hat mich das Buch jedoch auch in einigen Stellen enttäuscht: das langsame Vorwärtskommen hat mich beim Lesen regelrecht frustriert. Hinzu kommt dann, dass der Autor die Auflösung komplett in die letzten Kapitel gequetscht hat und damit alles viel zu schnell abgehandelt wurde. Das hat mir leider etwas den Spaß an dem Buch genommen, dabei hat die Geschichte an sich sehr viel Potential, das der Autor, in meinen Augen, nicht ganz ausschöpfen konnte. Am Ende blieben bei mir noch einige Fragen offen, dabei weiß ich allerdings nicht ob ich etwas nicht verstanden habe oder es tatsächlich nicht aufgeklärt wurde. Einen zweiten Teil würde ich auf jeden Fall lesen, wenn damit meine Fragen beantwortet werden würden.