Rezension

Geschichtsunterricht in Romanform: Exodus von Leon Uris

Exodus - Leon Uris

Exodus
von Leon Uris

Bewertet mit 5 Sternen

Viele im Geschichtsunterricht durchgenommene historische Ereignisse bleiben uns kaum in unserer Erinnerung, und wenn, dann meist lediglich als nüchterne Fakten und Daten. Das hier hingegen ist Geschichtsunterricht in intensivster, ja geradezu unter die Haut gehender Form. Er erweckt Verständnis für Ereignisse, die heute noch als Folge des damaligen Geschehens den Weg in unsere Nachrichten finden.

Kitty, eine kinderlose Krankenschwester und verwitwete Amerikanerin, will kurz nach dem zweiten Weltkrieg einige Erholungstage auf der Mittelmeerinsel Zypern verbringen und trifft sich dort mit Mark, einem Freund und Kollegen ihres im Krieg als Reporter ums Leben gekommenen Ehemannes.

Wie in Spanien und Frankreich gibt es auch auf Zypern Internierungslager. Dort werden hinter Stacheldraht beinahe wie kurz zuvor in Hitlers Konzentrationslagern Juden gefangen gehalten, deren einziges Verbrechen es war, dass sie versucht haben, in das einzige Land auf  dieser Welt zu gelangen, in dem sich Juden erwünscht fühlen, in ein Land, das ihnen ihrem Glauben nach vor einigen tausend Jahren von ihrem Gott versprochen wurde: Palästina/Israel. Juden, die knapp die Konzentrationslager mit ihren Gaskammern oder ein Leben im Untergrund überlebt haben, werden erneut eingesperrt. Da, wo sie hin wollen, leben Araber. Es sind allerdings zu der Zeit noch von Engländern beherrschte Araber. Die haben Öl. Und die Engländer brauchen Öl. Schiffe mit Auswanderern werden geentert und die Menschen in Konzentrationslager gebracht.

Kitty kommt mit den Juden, die ihr zunächst unheimlich erscheinen und an denen sie kein besonderes Interesse hat, in Kontakt. Sie und auch der Leser erfahren nach und nach an Hand von Einzelschicksalen, was damals im sogenannten Dritten Reich in Deutschland geschah.

Der Titel ist der Name eines tatsächlich existiert habenden Flüchtlingsschiffes, wenn auch das Geschehen um dieses Schiff mit dichterischer Freiheit vom Autor abgeändert wurde, Man kann im Internet leicht recherchieren, was damals tatsächlich geschah und wo das Erdachte beginnt. Die Geschichte wurde auch - mit weiteren Abänderungen - ansprechend mit Eve Marie Saint und Paul Newman in den Hauptrollen verfilmt.

Leon Uris war selbst mosaischen Glaubens. Deshalb ist das Buch selbstverständlich vorwiegend aus der jüdischen Perspektive erzählt. Gleichwohl berichtet er auch von Freundschaften zwischen Juden und Arabern und wie die große, am Geld und am Öl orientierte Politik den Konflikt immer weiter verschärft.

Es endet nach der Gründung des Staates Israel, wo der Grundstein zu den noch heute andauernden Konflikten gelegt wurde, da man den Juden eine Heimat gab, die Palästinenser aber heimatlos machte.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 04. März 2019 um 09:42

Exodus mag sich nicht messen können mit der ganz großen Literatur, zumindest stilistisch nicht, aber auf seinem Gebiet ist es ein toller Roman, der eine wichtige Aufgabe erfüllt hat  - und das als Klassiker gleich für mehrere Generationen!! Danke für die schöne Rezension.

florinda kommentierte am 30. August 2019 um 17:37

Jetzt erst gesehen - Dankeschön!