Rezension

Geschmacksache

Das Zedernhaus - Pauline Peters

Das Zedernhaus
von Pauline Peters

Bewertet mit 3 Sternen

Simla, Indien, April 1908

 

In Simla, das vom Frühjahr bis zum Herbst der politische und gesellschaftliche Mittelpunkt von Britisch-Indien ist, ereignet sich während eines Gartenfestes ein Attentat auf den Vize-König. Der Vize-König bleibt unverletzt, aber der Attentäter wird erschossen.

Etwa zur gleichen Zeit bereitet sich in London Victoria Bredon auf ihre Hochzeit mit Jeremy Ryder vor. Während Victoria noch um eine recht einfache Hochzeit kämpft, bekommt ihr Verlobter vom britischen Geheimdienst den Auftrag in Simla Nachforschungen über das Attentat anzustellen. Die Hochzeit muss verschoben werden.

Ein Drama für Victoria, von dem sie sich nur langsam erholt, aber dann wird Jeremy in Simla vermisst........

 

Ein farbenprächtiger Roman, der von den Sinneseindrücken und Beschreibungen eines kleinen indischen Jungen lebt. Ich hatte einen spannenden historischen Roman über die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse Anfang des 20. Jahrhunderts in Britisch-Indien erwartet. Das erste Drittel des Romans hat meine Erwartungen auch voll erfüllt. Der britische Snobismus in der adeligen Gesellschaft wurde bei Victorias Hochzeitsplanungen deutlich beschrieben. In Simla wird die ignorante Herrschaft der Briten über die Inder aufgezeigt. Die Szenenwechsel zwischen London und Simla machen den großen Unterschied zwischen den beiden Kulturen deutlich. Die Beschreibung der jeweiligen Umgebung und besonders die Sinneswahrnehmungen (Geräusche und Gerüche) von Mahi, eines stummen indischen Jungen, lassen den Leser mittendrin sein und über eine Reise nach Indien sinnieren. Elend und Schönheit kommen in Mahis Beschreibungen gleichermaßen zur Geltung.

Als es aber darum ging, den spannenden Fall, das Attentat auf den Vize-Kanzler und das Verschwinden von Jeremy, zu lösen bzw. nachzuspüren, verflacht die Geschichte zusehends. Victoria stürzt sich unüberlegt in haarsträubende Abenteuer, aber immer wird alles gut. Jeder vermeintliche Feind entpuppt sich als Freund. Niemand kommt zu schaden, außer den Bösen. Der Roman entwickelte sich zur leichten und allzu seichten Strandlektüre. Schade das Thema hätte mehr verdient.