Rezension

Gesellschaftsroman, der als Krimi daherkommt

Kühn hat Ärger
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

Martin Kühn ist der Polizist von nebenan, mit Frau und zwei Kindern und einem Einfamilienhaus auf der Weberhöhe, das jetzt leider nichts mehr wert ist, weil im Keller der Schimmel blüht, der Bauträger und die finanzierende Bank haben leider vergessen zu sagen, dass der Boden durch eine frühere Munitionsfabrik verseucht wurde. Nach seinem burn out und längerer Regenerationsphase hat Kühn seinen Dienst wieder aufgenommen und muss feststellen, dass sein Kollege Steierer ebenfalls Karriereambitionen hat und ihm seinen Platz streitig machen könnte. Zu allem Überfluss befürchtet Kühn, dass seine Frau eine Affäre hat und dann ist da auch noch der erhöhte PSA-Wert, der auf eine Prostataerkrankung hinweisen könnte, was Kühn hartnäckig verdrängt.

Die Krimihandlung ist in diesem lakonisch geschriebenen Roman nicht vordergründig. Jan Weiler unterhält vortrefflich und verwebt die menschlichen Schwächen, Probleme und auch Abgründe seiner Figuren gekonnt miteinander, lässt den Leser hinter die Fassade der feinen Gesellschaft im noblen Münchener Vorort schauen und konfrontiert den Leser mit der Armut und den Nöten einer libanesischen Einwandererfamilie. Nichts ist, wie es zunächst scheint. Ein tolles Lesevergnügen, auch wenn man den ersten Kühn-Roman nicht kennt.