Rezension

Gesucht: Cooler Zeitreiseroman. Gefunden: Lahmes Beziehunsdreieck.

Die Zeitlos-Trilogie 01: Das Flüstern der Zeit
von Sandra Regnier

(Achtung: Rezension kann Spoiler enthalten!)

 

Der Inhalt...

Platzregen und stürmische Gewitter sind für die Kleinstadt Lansbury und ihre Bewohner keine Seltenheit mehr. So auch für Meredith und ihre Freunde. Doch in jener Nacht ist alles anders. Unheimliche Kornkreise tauchen auf und da sind auch noch diese seltsamen Gestalten die die Steinkreise aufsuchen. Warum küsst Merediths bester Freund Colin sie in jener Nacht? Und welche Rolle spielen Brandon, der gut aussehende Barkeeper, oder die rothaarige Elisabeth, seine angebliche Cousine, bei diesen ganzen seltsamen Ereignissen? Klar ist jedenfalls eines: Irgendetwas ist in dieser Nacht passiert, das Zeit und Raum kurzfristig aufgehoben hat.

Die Charaktere...

Ich glaube über die lässt sich wirklich NICHTS positives sagen! Meredith hat mich ab der ersten Seite angekotzt. Generell finde ich die Idee einer Antihelden (wie es Mere sein soll, mit Nerdbrille und Pagenkopf) sehr gut und interessant. Aber so zu tun als ob man sich nicht für Klamotten und Tratsch interessiert, sich dann aber über Hosen und raus blitzende Bhs von anderen lustig machen, macht einen nicht gerade zur Sympathisantin des Jahrhunderts. Und Anscheinend schützt einen der Nerd-Stempel nicht vorm zickig sein – denn genau das war Meredith! Allein schon ihre ständige Eifersüchteleien Colin gegenüber gingen mir gehörig auf die Nerven. Äh, wer hat ihn abblitzen lassen? Genau, Meredith! Aber wieso, ist sie dann jedes Mal rasend vor Wut wenn sich Colin auch nur auf zehn Metern einem weiblichen Individuum nähert?! Tja, DAS steht wohl in den Sternen! Ich konnte da echt nur den Kopf schütteln. Wieso konnte sie sich nicht einfach eingestehen, dass sie Colin eben doch mehr mochte, als sie zugab? Schrecklich fand ich auch, wie absolut verklemmt und spießig sie teilweise war. Witze über andere konnte sie immer gut reißen und lachte gerne mit, aber sobald die Blödeleien auf ihre Kosten gingen, wurde sie zickig. Genial, weil sie sich auch noch über Rebecca aufregt, die ja angeblich soooo eine Zicke seine soll. Ja nee, ist klar... Vielleicht mal in den eigenen Spiegel schauen... Vor allem wenn es um Brandon ging, hatte sie echt einen enormen Stock im A*****. Sobald es auch nur annähernd in ihrer Gruppe auf ihn zu sprechen kam, ging sie sofort an die Decke. Natürlich hat nämlich auch wieder ein Liebesdreieck in der Geschichte Platz gefunden (wie kann es in einem Jugendbuch anders sein?).

Meredith ist Hals über Kopf in den etwas älteren, gut aussehenden, heißen, durch trainierten, großen, starken und – ach hab ich schon heißen gesagt? - Brandon (Mit Nachnamen Grey – erkennt ihr das Muster? Heiß, heißer, am heißesten...) verschossen, bei dessen Blicken sie regelrecht schmilzt wie ein Eis in der Sonne. Den ach so tollen Brandon konnte ich auch überhaupt nicht leiden. Er war mir wieder viiiel zu perfekt und außerdem ging es mir gehörig auf die Nerven, dass er einfach immer und überall auftauchte, wo auch Mere war. Und sie fand das auch noch toooootal normal. Ist ja auch überhaupt nicht stalkermäßig oder so...

Ich muss echt sagen, dass mich fast jeder in der Geschichte tierisch genervt hat. Colin, war auch nicht gerade der Sympathisant schlechthin... Erst baggert er Mere an und tut so als sei sie seine große Liebe, und dann scheint er sich fast jedem weiblichen Wesen an den Hals zu werfen. Das ist ja auch nicht gerade die feine englische Art! Anfänglich ging er mir auch immer mit seinen kryptischen Andeutungen total auf die Nüsse! Mit solchen Sprüchen wie „Das wirst du noch früh genug erfahren“ rauschte er dann immer davon. Aber anstatt, dass Mere sich mal dahinter klemmt, und herausfindet, was ihr angeblich bester Freund damit meint, meckert sie kurz und dann schwenkt ihr schmachtendes Klein-Mädchen-Hirn auch schon wieder zu „He ist so perfect“-Brandon um. Boah, echt zum kotzen. Wie absolut blöd, dämlich und uninteressiert am Leben anderer kann man bitte sein?! Mein Gott, Mere, die Welt dreht sich nicht um dich!?

Ich fand es auch mehr als seltsam, dass sie und Colin es völlig nebensächlich fanden, dass Colin bei Berührungen den Tod eines Menschen sehen konnte. Ähm, ja. Und ich hab eine Freundin die zaubern kann und auf einem Hexenbesen fliegt. Völlig normal eben... Die übrigen Charaktere waren echt nicht der Rede wert. Chris hat mich mit seinem „Ich bin ja soooooo heiß und smart“-Getue seeeeehr an Barney Stinson aus HIMYM erinnert. Wer findet Barney nicht cool und witzig, aber irgendwann nerven seine Sprüche eben, nicht wahr? Genauso war es auch mit Chris: Ermüdend, doof, nervig. Rebecca und Shanti blieben absolut farblos. Eigentlich hätte man die auch gleich weglassen, oder durch irgendwelche Puppen ersetzen können. Die hätten den Job genauso gut erledigen können. Elisabeth, die letzte im Bunde dieser tollen und vielschichtigen Charaktere (Ironie lässt grüßen), fand ich anfänglich noch ok. Sie hat den dringend nötigen mysteriösen Flair reingebracht, weil man sich gefragt hatte, was es mit ihrer doch sehr anderen Art auf sich hatte. Doch spätestens nach ein paar Seiten hat man gemerkt: Auch sie war wieder eine kleine Zicke. Und eigentlich hab ich mich nur gefragt: Wieso konnte Meredith sie nicht leiden, wo sie sich doch so ähnlich waren?

Die Geschichte...

… war schaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarchlangweilig! Auf den ersten 400 Seiten passiert einfach NICHTS! Ich habe überhaupt kein Problem damit – ja mag es sogar eigentlich schon – wenn eine Geschichte „normal“ anfängt und die Fantasy-Elemente erst nach und nach eintauchen und einen Platz in der Geschichte einnehmen (wie es eben öfter in Jugendbüchern der Fall ist.). Aber hier?! Es ist keine Handlung, wenn man Merediths Woche in der Schule beschreibt, oder ein Reittunier, oder Merediths alltägliche schmachtende Besuche in der Bar, in der Brandon arbeitet. All das interessiert einen normalerweise NICHT, wenn man einen Fantasy-Roman erwartet. Nur so als Tipp. Und da reichen auch nicht Gewitter oder ein beknackter Steinkreis, um die Stimmung etwas „fantastischer“ zu machen. Sie war und blieb lahm und langweilig. Erst auf den letzten, lasst es 40 Seiten sein, kam mal endlich etwas wie Spannung oder Fantasy mit in die Geschichte. Etwas auf das man sehnlichst das ganze Buch gewartet hatte. Und dann – ist es vorbei. Und übrig bleibt ein total unbefriedigter Leser der sich über so einen miesen Cliffhanger aufregt (*Pfeil auf mich zeig*). Den nächsten teil werde ich trotzdem nicht lesen. Mir ist relativ wurscht, was mit Meredith und Brandon passiert und wer mit wem was haben wird. Für so eine lahme Beziehungskiste ist mir meine Lesezeit echt zu kostbar!

Der Schreibstil...

… war ok. Nicht herausragend oder so, aber eben ein durchschnittlicher und typischer Schreibstil für ein Jugendbuch. Doch wenn die Grundgeschichte Mist ist, kann ein guter Schreibstil da auch nicht mehr viel machen...

Das Fazit...

Finger weg! Wer auf ein tolles, spannendes und lustiges Zeitreiseerlebnis hofft, der sollte lieber die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier lesen. Die war top. Das hier eher weniger. Bin jedenfalls sehr enttäuscht und werde die Geschichte auch definitiv nicht weiter verfolgen...