Rezension

Gesunde Mischung aus Weisheit und Sinnlosigkeit

Für Eile fehlt mir die Zeit - Horst Evers

Für Eile fehlt mir die Zeit
von Horst Evers

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bereits auf der ersten Seite des Buches wird eigentlich der gesamte Inhalt und seine Wirkung, perfekt vom Autor selbst zusammengefasst, dort steht nämlich sein Zitat: "Leider ist in den Geschichten viel mehr wahr, als man vermuten sollte."

Das Buch ist eine Sammlung einiger Geschichten aus dem Leben des Autors (Familienalltag, Reisen, zufällige Begegnungen, ...), wie von ihm selbst gesagt, wohl oft wahr aber auch manchmal verschönert, geändert oder übertrieben. Trotzdem muss man aber sagen, dieses Buch ist einfach "echt", genau wie der Protagonist, der sicher nicht perfekt ist und es auc gar nicht zu sein versucht. Das beginnt auch bereits mit dem Titel des Buches: "Für Eile fehlt mir die Zeit". Dieser Ausspruch kann als sinnlos oder widersprüchlich gewertet werden. Denkt man aber wirklich einmal darüber nach, kann man auch zu dem Schluss kommen, dass ma gerade durch das "sich einmal Zeit nehmen", das Leben erst an Wert gewinnt, wer nur von einem Erlebnis zum anderen hetzt, dem fehlt die Zeit, auch etwas einfach mal zu genießen. Das Zitat kann also ähnlich wie das bekannte Sprichwort "Der Weg ist das Ziel" verstanden werden, wenn man es einmal gemächlich angehen lässt, hat man also eventuell mehr davon, als wenn man sich zu viel, zu schnell und am besten alles gleichzeitig vornimmt. Genau dieses Lebensgefühl, diese Einstellung dem Leben gegenüber, wird in diesem Buch deutlich. Oft hat es mich zum schmunzeln gebracht, stellenweise war es sehr realistisch, manchmal aber auch so abgedreht, dass man sich fragt, wie jemand nur auf solche Gedanken kommen kann. Horst Evers versucht also "außerhalb dem Kästchen" zu denken, kommt dadurch oft auf verrückte Theorien, in welchen teilweise aber auch ein Funken Wahrheit oder sogar Weisheit steckt. Es ist kein so "witziges" Buch, dass man mit Tränen in den Augen lachen muss, es kann aber wirklich unterhalten aber auch zum nachdenken anregen.

Als Manko kann man jedoch die Sprache anmerken, ja es betont noch mehr den "echten", realistischen Charakter des Buches, doch wirkt es oft eher wie ein Bühnenstück, da sehr viele Wiederholungen vorhanden sind. Es wird sozusagen oft wiederholt, um etwas besonders zu betonen, was aber auf Dauer den Lesefluss stört. Zudem ist das Buch auch in einem wirklich lockeren Stil geschrieben, einfach so wie man jemanden eine Geschichte auch mündlich erzählen würde. Passen zum Inhalt hat mich dieser sehr einfache Schreibstil aber nicht gestört, es dauerte aber eine Weile, sich daran zu gewöhnen.

Alles in allem war es eine meist leichte, manchmal irrwitzige, aber stellenweise auch zum Nachdenken anregende Lektüre. Ich kann das Buch guten Herzens weiterempfehlen und freue mich vor allem, dass ich es vor kurzem von einem Mängelexzemplare-Wühltisch gerettet und mit nach Hause genommen habe ;).