Rezension

Geteiltes Leid

Und ewig schläft das Pubertier - Jan Weiler

Und ewig schläft das Pubertier
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

Muss man pubertierende Kinder haben, um über Jan Weilers Humor lachen zu können? Vermutlich. Mindestens aber ist es hilfreich. Denn die eigene Jugend hilft leider kein bisschen dabei, das alltägliche, zermürbende Zusammenleben mit Teenagern zu begreifen, da in unserer Erinnerung doch irgendwie vor allem die Eltern die seltsamen Wesenheiten innerhalb der Familie darstellen. Tatsächlich ist das bereits der Witz an der Sache. Es ist ein ewiger Kreislauf gegenseitigen Nichtverstehens und Genervtseins der Generationen, den man sehr viel besser erfassen kann, wenn man selbst ein (gebeutelter) Teil davon aus.

Jan Weiler ist eine Art Sprachrohr all jener gebildeten, aufgeklärten und toleranten Eltern geworden, die von sich behaupten würden, einen guten Draht zu ihren Kindern zu haben, aber trotzdem mit ansehen müssen, wie plötzlich (bildlich gesprochen) „haushohe“ zwischenmenschliche Barrikaden hochgezogen werden – sei es in Form von beharrlicher Schweigsam-/Zickigkeit, mit Hilfe ständig verschlossener Zimmertüren und unüberwindbar scheinenden Stapeln aus Dreckwäsche oder in Form von Whatsapp-Gruppen, aus denen die Eltern vehement ausgeschlossen werden. Der Autor zeigt auf, welche Marotten Teenager entwickeln, an welche Grenzen Eltern in der Pubertät stoßen (dabei lässt er sich häufiger über die der pubertierenden Mitbewohner aus, als über die eigenen, zugegeben) und wie selbst liberale Eltern ab einem bestimmten Zeitpunkt in den Augen ihrer Kinder zum Steinzeitrelikt mutieren… zumindest zeitweise.

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es ist befreiend in den Worten eines anderen eigene Gefühle und Erlebnisse wiederzufinden und mithilfe des Humors für kurze Zeit Ärgernisse auf Stecknadelkopfgröße zusammenschrumpfen zu sehen. Wir hatten das Buch mit im Urlaub, haben es auf einer langen Autofahrt vorgelesen und uns sehr amüsiert. Nicht alle Episoden sind qualitativ gleichwertig, nicht alle gleichermaßen humorvoll. Insgesamt aber haben wir uns (und noch öfter unsere Kids) häufig in den kleinen, glossenartigen Geschichten wiedergefunden – und ganz leise haben auch die Kinder (12 und 17) auf der Rückbank in die Lachsalven eingestimmt. Zugeben würden sie das aber nicht.
Für diese unterhaltsame Autofahrt vergebe ich gerne vier Sterne!