Rezension

Gibt es zu viele Menschen auf dieser Welt?

Noah
von Sebastian Fitzek

Inhalt: Er weiß nicht, wie er heißt. Er hat keine Ahnung, wo er herkommt. Er kann sich nicht erinnern, wie er nach Berlin kam, und seit wann er hier auf der Straße lebt. Die Obdachlosen, mit denen er umherzieht, nennen ihn Noah, weil dieser Name tätowiert auf der Innenseite seiner Handfläche steht. Noahs Suche nach seiner Herkunft wird zu einer Tour de force. Für ihn und die gesamte Menschheit. Denn er ist das wesentliche Element in einer Verschwörung, die das Leben aller Menschen auf dem Planeten gefährdet und schon zehntausende Opfer gefunden hat.

Meine Meinung: 
Dieses Buch hat mich gerade enorm geflasht.
Es ist nicht mal unbedingt die Geschichte an sich, es sind nicht die Charaktere, die mich so in den Bann gezogen haben, sondern eher der Hintergrund der Geschichte und die Idee dahinter. Ja ich weiß - Fitzek macht es sich recht leicht. Er nimmt einfach die Situation der heutigen Welt und "findet eine Lösung". Aber ich finde die Denkanstöße in dieser Geschichte unglaublich aufrüttelnd und interessant und sitze jetzt noch hier und grüble über die Fragen, die er in den Raum geworfen hat. 

Die Geschichte an sich mit ihren Charakteren war total okay. Die Verstrickungen (gerade was Noahs Herkunft angeht) waren mir dagegen eher zu durcheinander und nicht gut nachvollziehbar. Vorallem sein Werdegang wird mir nicht ganz klar und ist mir einfach nicht schlüssig genug. Aber ich mag halt einfach die Idee dahinter und liebe auch Fitzeks Schreibstil. Deshalb war ich die ganze Zeit im Bann dieses Buches und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Schön sind dazu die kurzen Kapitel. Wenn man sieht, dass der Reader einem pro Kapitel ca 1-3 Minuten anzeigt, dann denkt man sich jedes Mal "Ach komm - eins les ich noch" und schwupps - ist das Buch zu Ende. 

Ich bin übrigens gar nicht so unbedingt politisch bewandert und bin auch nicht sonderlich weltkritisch - aber ich mag, dass das Buch einem Sachen näher bringt, Sachen in den Fokus rückt, die man sonst verdrängt. Auch wenn es halt keine Lösung gibt (die es wohl auch nicht geben kann). 
Wenn man übrigens meine Meinung zu Fitzeks Nachwort hören will: Ich glaube auch nicht daran, dass die Welt durch den Lebensstil der Menschheit zerstört wird. Ich glaube eher, dass die Welt irgendwann durch einen neuen Weltkrieg, der halt einfach nicht lange dauern wird, zerstört wird, und nicht durch unser nicht-umweltbewusstes Handeln.
Wie Fitzek schon sagt: 
"Die Erde existiert nach bisherigen Erkenntnissen seit zirka 4,6 Milliarden Jahren. Menschen bevölkern sie erst seit zwei Millionen Jahren. Nicht einmal ein Wimpernschlag in der Entstehungsgeschichte. [...]
Vielleicht gelingt es uns kurzfristig, diesen Planeten zu einem ziemlich unwirtlichen Ort werden zu lassen. Aber spätestens nach einigen Millionen Jahren wird sich, dessen bin ich mir sicher, die Erde wieder (von uns) erholt haben."

Ich muss da extrem zustimmen und ich mag insbesondere das Nachwort an der Geschichte sehr. Fitzek zeigt einfach, dass er mit niemanden auf den Finger zeigt, sondern selbst keine Antwort kennt. Das macht ihn (noch) sympathischer. 

Fazit:

Unglaublich aufrüttelndes Buch, welches insbesondere durch die Idee dahinter, Fragen aufwirft und im Kopf bleibt. Die Charaktere haben meiner Meinung nach zwar ein paar Schwächen, das Buch ist mir aber generell extrem positiv im Kopf geblieben, weil es mich einfach so sehr beschäftigt. Ich finde man muss sich einfach mal damit beschäftigen und mit diesem Roman geht das sehr gut. 5 Sterne!