Rezension

Girl on the train

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
von Paula Hawkins

Bewertet mit 4 Sternen

Rachel  gehört zu den Pendlern, die täglich von außerhalb mit dem Zug nach London fahren. Jeden Tag hält ihr Zug für einige Minuten an einer bestimmten Stelle, sie hat von hier den Blick auf die Rückseite der kleinen Reihenhäuser in der Straße, in der sie selbst einmal gelebt hat. Nach einiger Zeit weiß sie welche Menschen in den Häusern wohnen, sieht sie auf der Terrasse sitzen, etwas im Garten erledigen.

Besonders das Paar aus Haus Nr. 15 weckt ihre Aufmerksamkeit. Eine junge Frau und ihre Mann, die liebevoll miteinander umgehen und für Rachel das perfekte Paar sind. Sie führen das Leben, das sie sich immer erträumt hat. Rachel liebt es die beiden zu sehen, nennt sie in Gedanken Jason und Jess, ohne ihre richtigen Namen zu kennen. Rachel ist geschockt, als sie eines Tages Jess auf der Terrasse sieht, wie sie einen fremden Mann küsst. Am Tag darauf ist Jess verschwunden  und für Rachel steht fest, dass der unbekannte Mann etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben muss. Rachel geht zur Polizei um eine Aussage zu machen...

Ich hatte schon viel über dieses Buch gehört und war gehörig neugierig auf die Story. Ist der Hype um das Buch gerechtfertigt?

Die Story beginnt eher langsam und gemächlich, man lernt Rachel und ihre Lebenssituation kennen, erfährt nach und nach etwas zu ihrer Vergangenheit. Ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten, so richtig in die Geschichte reizukommen, denn Rachel ist um es salopp zu sagen die Antiheldin. Sie wirkt wenig sympathisch, teils sogar abstoßend. Eine junge Frau, deren Beziehung vor Jahren gescheitert ist und die nie darüber hinweg kam, dem Alkohol verfallen ist und immer weiter abrutscht. Auch wenn ich mich mit ihr anfangs nicht anfreunden konnte ist dieses Bild vermutlich gut gewählt, denn Rachel macht im Verlauf eine großartige Entwicklung durch die mich echt überrascht hat.

Die Story wird aus Rachels Sicht aufgerollt, nebenbei erfährt man aus Jess Sicht, die in Wirklichkeit Megan heißt, mehr über deren Leben und Vergangenheit, wobei Rachels Sicht überwiegt. Die Kapitel wechseln sich ab, und sind mit Namen und  Datumangabe  in "Morgens" und "Abends" gegliedert, so dass man jederzeit weiß wer berichtet. Die Handlung läuft aus Rachels Sicht in der Gegenwart ab, Megans Sicht beginnt ein Jahr zuvor.

In dieser Geschichte gibt es nur eine Handvoll Protagonisten was den Vorteil bringt, dass die einzelnen Personen sehr detailliert gezeichnet sind. Vor allem Rachel und Megan als Hauptprotagonisten lernt man super gut kennen und verstehen. Wobei ich Rachels Handlungen oft nicht nachvollziehen konnte. Megan wirkt deutlich sympathischer als Rachel, aber auch sie hat ihre dunklen Seiten.

Die Story an sich ist ungewöhnlich und interessant, spätestens nach dem ersten Drittel war ich gefesselt. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Spannung gewünscht. Der Spannungsbogen steigt zwar kontinuierlich an, es ist aber eine sehr langsame steigende Kurve, die auch nicht den vollen Höhepunkt erreicht. Eigentlich schade, ich denke hier hätte man durchaus mehr daraus machen können. Was den Schreibstil angeht, er lässt sich locker lesen, ist aber eher einfach gehalten und setzt sich nicht von der Masse ab.

Fazit: Insgesamt eine  tolle Story, deren Potential aber nicht vollkommen ausgeschöpft wurde.