Rezension

Glaube, Vertrauen und Mut

Die Tochter des Kapitäns - Jennifer Delamere

Die Tochter des Kapitäns
von Jennifer Delamere

„….aber Gott wird für mich sorgen. Er hat mich so weit gebracht und er wird mich jetzt nicht enttäuschen“

Einen Teil ihrer Kindheit verbringt Rosalyn im Waisenhaus in Ashley Down, gemeinsam mit ihren beiden Schwestern.

…einige Jahre später, London 1880 – Rosalyn Bernay flüchtet vor ihrem Arbeitgeber. Alleine, ohne finanzielle Mittel landet sie mitten in London – leider in der entgegengesetzten Richtung, wo sie eigentlich hin wollte. Dort angekommen nimmt das Schicksal seinen Lauf. Durch einen Zufall erhält sie beim Londoner Theater eine Anstellung als Garderobiere und lernt die schillernde Welt des Theaters und Schauspiels kennen. Schnell schlägt ihr Herz für den Gesang und die Welt, in der ihr alles neu und verlockend erscheint.

Sie lernt den Offizier Nate Moran kennen, der wegen einer Handverletzung im Krieg derzeit nachts als Bühnenarbeiter im Londoner Theater arbeitet. Etwas lastest sehr schwer auf ihm und er zählt die Tage, bis er endlich wieder zu seinem Regiment darf um den Dienst in Indien anzutreten.

Rosalyn fasst gerade Fuß in der Welt, aus der Nate aus Schuld, Angst und Geheimnissen entfliehen will. Hat die Liebe eine Chance, wenn Schuld und eine schwere Last so schwer auf Nate drücken? ….

Meine Meinung
 

Die Autorin erläutert ganz am Schluss ihres Buches, das Sie eine Leidenschaft für Operetten von Gilbert und Sullivan hat und dies in diesem Roman vereint mit ihrem Interesse für das Leben im viktorianischen Zeitalter. Dieser Roman ist angesiedelt um 1880, mitten in der schillernden Londoner Welt des Theaters und der Schauspielerei. Aufgrund des Titels hatte ich eine etwas andere Handlung erwartet. Rosalyn ist zwar die Tochter eines Kapitäns, dies spielt aber in der Geschichte keine wirkliche Rolle.

 

Durch Jennifer Delameres Liebe für die Operetten fühlt man sich beim Lesen ganz in die Theaterwelt versetzt. Die Szenen sind wunderbar bildlich beschrieben, sodass man sich als Leser mitten in der faszinierenden Welt des Theaters wiederfindet und in die Geschichte eintaucht.

Die Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet. Rosalyn ist mir seit Beginn ans Herz gewachsen und ich hatte erst Sorge, dass sie etwas zu naiv an ihr neues Leben rangeht. Doch sie meistert ihr Leben gut und ist eine starke selbstbewusste Frau. Sehr beeindruckend fand ich die Szene, als Rosalyn ohne eine Sekunde nachzudenken Penny hilft, die sie doch einige Monate zuvor, so übel verraten hatte. Eine schöne Botschaft, die sich hinter dieser Geste verbirgt. Auch Nates ist ein sympathischer junger Mann, mit einer guten Portion an trockenem Humor. Wenn Nates mit seiner Geige spielt, verzaubert er sich und auch die Zuhörer mit seiner wundervollen Musik in der er alle seine Gefühle ausdrücken kann.

 

Nate und Rosalyn sind beide der Meinung, dass eine Beziehung zwischen Ihnen unmöglich ist, daher entwickelt sich die zarte Liebesgeschichte nur sehr langsam.

 

 

„Bist Du nicht in dem Glauben erzogen worden, dass Gott Dir immer schenkt, was du brauchst?“

 

Glaubensaspekte und das Vertrauen in Gott sind Kernthemen dieses Romans, die immer wieder geschickt in die Handlung eingearbeitet sind. Das Thema Vergebung spielt zum Schluss in eine Rolle, ist aber nicht das Hauptthema. Immer wieder neu auf Gottes Führung zu hoffen und darauf zu vertrauen, dass Gott sich sorgt, auch wenn es noch so ausweglos erscheint, ist hier die Kernaussage.

 

Der Roman ist leicht und flüssig zu lesen, jedoch gibt es einen Negativpunkt, der den Lesefluss immer wieder unterbricht: An den Wechseln der Erzählstränge sind keine Leerzeilen bzw. Absätze eingefügt. Dies ist beim Lesen sehr irritierend, wenn man von der einen Zeile zur Nächsten in einem völlig anderen Geschehen wieder auftaucht, weil man das im ersten Moment gar nicht mitbekommt und sich fragt, warum es denn jetzt in ein anderes Thema springt.

Hier hätte ich mir Absätze gewünscht, um den Perspektivenwechsel optisch erkennen zu können. Ansonsten ist die Geschichte ruhig aber sehr gefühlvoll geschrieben. Die Leidenschaft der Autorin für Operetten und das viktorianische Zeitalter spürt der Leser fortwährend.

 

Fazit

 

Die Tochter des Kapitäns ist ein gefühlvoller Roman, in dem der Leser in die glitzernde Welt des Theaters, der Schauspielerei und der Liebe zum Gesang einzutauchen verknüpft mit Aspekten des Glaubens.