Rezension

Glüht vor Charme und Ideen, schwächelt etwas in der Handlung

Glühende Dunkelheit - Gail Carriger

Glühende Dunkelheit
von Gail Carriger

Zuallerst fällt einem bei diesem Buch der Schreibstil auf: "Ivy Hisselpenny war das unglückliche Opfer jener Umstande, dass sie nur beinahe hübsch und nur beinahe wohlhabend war und dazu neigte, äußerst alberne Hüte zu tragen"
Miss Tarabotti: "Wie wunderbar von dir, so kurzfristig Zeit für einen Spaziergang zu finden! Was für ein grässliches Hütchen! Ich hoffe, du hast nicht allzu viel dafür bezahlt."
Miss Hisselpenny: "Alexia! Wie überaus abscheulich von dir, meinen Hut zu kritisieren. Warum sollte ich denn heute Vormittag keine Zeit für einen Spaziergang haben?" (S. 42 f.)

Man kann an der förmlichen Sprache bereits erkennen, das Buch spielt nicht in der heutigen Zeit. Es geht um London, ich denke im 18. Jahrhundert, in einer Zeit in der Vampire, Werwölfe und Geister offiziell unter den Menschen leben. Abgesegnet ist das ganze von der Queen Victoria und das Bureau of Unnatural Registry (BUR) ist für alle Übernatürlichen zuständig. Jeder Mensch kann zu einem Übernatürlichen/Unsterblichen werden, allerdings überleben nicht alle die Verwandlung. Ein Indiz soll die "Menge" der Seele im Menschen sein. Miss Tarabotti (Alexia) ist das Gegenstück zum Übernaturlichen: Sie ist eine Außernatürliche = Seelenlos. Allein durch Berührung kann sie jeden Übernatürlichen neutralisieren. Aufgrund dieser Fähigkeit ist sie dazu in der Lage, einen sie angreifenden Vampir in Notwehr zu töten. Bald stellt sich heraus, dieser Vampir wurde nicht von den Vampirhäusern geschaffen, er wusste nichts über Regeln, war verwahrlost und eine Bedrohung für jeden natürlichen Menschen. Lord Maccon der Chefermittler der BUR geht dieser Sache nach, unfreiwillig unterstützt von Miss Tarabotti. Ihre Ermittlungen werden zu einer heißen Spur, begleitet von ständigen Machtkämpfen und einer beginnenden Romanze.

Ich finde die Idee der Autorin sehr kreativ und originell. Eingegliederte Übernatürliche in einer Welt des Fortschritt und gesellschaftlichen Klassen. Alexia ist sehr haarsträubig und zynisch. In Lord Maccon hat sie natürlich ihren perfekten Gegenpart. Es ist von Anfang an klar worauf ihre Streitereien herauslaufen werden, aber immerhin sehr amüsant zu lesen. Ich fand den Plot leider nicht sehr spannend. Zu Beginn häufen sich einige Gespräche und Diskussionen in denen hauptsächlich nur Vermutungen aufgestellt werden. Zur Mitte nimmt die Geschichte etwas mehr Fahrt auf, wird aber eher durch die Charaktere und Dialoge als durch das eigentliche Geschehen getragen.

Dieses Buch ist vor allem eines: Unterhaltsam. Es ist etwas schönes für Zwischendurch, liest sich gut und flüssig, bleibt aber auch nicht mehr als ein paar amüsante Stunden in Erinnerung. Die Geschichte ist als mehrteilig angelegt, ich bin gespannt ob sich die Autorin in den Folegbänden noch steigert.
Insgesamt für die Idee, die Charaktere und den Charme 4 Sterne.