Rezension

Goethe und SChiller ermitteln wieder

Die Affäre Carambol - Stefan Lehnberg

Die Affäre Carambol
von Stefan Lehnberg

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich wollten Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller anno 1801 nur auf einen Sprung bei Goethens Mutter in Frankfurt vorbeischauen. Die Reise scheint unter keinem guten Stern zu stehen, benötigen sie doch 4 (!)Kutschen und einen Tag länger als geplant.

Und auch der Aufenthalt dauert länger als gewollt. Die beiden werden nämlich in einen Kriminalfall verwickelt, der es in sich hat: Zwei ermordete Stadträte, mysteriösen Mehllieferungen und falsche Postboten lassen auf eine Verschwörung schließen. Doch wer gegen wen?

Ein Aufstand gegen Napoleon, der Frankfurt hohe Kontributionszahlungen auferlegt hat? Das hätte fatale Folgen und so werden die beiden scharfsinnigen Dichter von den übriggebliebenen Stadträten beauftragt, die Hintergründe zu erforschen.

Längere Zeit ist nicht klar, ob Frankfurts Obrigkeit nicht selbst hinter den Malversationen steckt…

Meine Meinung:

Diese Kriminalgeschichte wird wie schon der erste Fall “Durch Nacht und Wind” von Friedrich Schiller erzählt. Kurz wird auch auf das erste Abenteuer eingegangen.

Wir begleiten die beiden Freunde bei ihren Ermittlungen, die sie als nicht ganz ungefährlich herausstellen. So wird Goethe auf einer Gesellschaft vergifteter Wein gereicht, später geraten sie in einen Hinterhalt usw. usw. 

Dieser aktuelle Kriminalfall ist ebenso Fiktion wie der erste. Die Schilderungen von Frankfurt und Umgebung sowie die Lebensgewohnheiten entsprechen geschichtlichen Fakten. Das Bild der Stadt mit Stadtmauer, als Verkehrsknotenpunkte, die durch Napoleon zerstörten Häuser und die als Lager verwendete Kirche sind authentisch.

Ebenso (fast) authentisch ist die Sprache, der sich die Darsteller in diesem Krimi bedienen. Der Autor hat sie der Originalsprache behutsam aber realistisch angepasst. Dennoch liest sich das Buch leicht und flüssig.

Das Wortgeplänkel zwischen Schiller und Goethe verleitet häufig zum Schmunzeln. Besonders als es um das Honorar für das erste Buch geht (s. 144/145), erkennt der geneigte Leser, dass in dem distinguierten Geheimrat Goethe ein mittleres Schlitzohr steckt.

Das Buch ist wieder in einer tollen Aufmachung erschienen: Das Format etwas kleiner als üblich, in einem hochwertigen Hardcover-Einband mit goldfarbener Prägung. Schiller und Goethe stehen sich wir zwei Duellanten gegenüber.

Fazit:

Wer auf der Suche nach einem "richtigen" Krimi ist, ist hier falsch. Wer aber eine humorvolle Geschichte in einem authentischen historischen Umfeld für kurzweilige Unterhaltung sucht, wird hier fündig. Dafür gebe ich gerne 5 Sterne.