Rezension

Grandioser Anfang, jedoch eine nachlassende Handlung

Die Blüten der Freiheit - Iris Anthony

Die Blüten der Freiheit
von Iris Anthony

Bewertet mit 3 Sternen

Handlung:

In Frankreich wird im Jahr 1636 ein Importverbot für flandrische Spitze erlassen, damals ein Statussymbol der Schönen und Reichen. Die Konsequenz dessen ist, dass der Schmuggel des feinen Stoffes blüht.

Mit dem Schmuggel und Handel, sowie die Herstellung der Spitze sind nun vollkommen verschiedene Menschen eingebunden, die um ihre Freiheit kämpfen oder darum fürchten.

In Flandern arbeitet zum Beispiel die Klöpplerin Katharina in einem Kloster an ihrem letzten Stück Spitze. Lange kann sie dort nicht mehr bleiben, sie wird nicht nur immer älter, sondern auch ihre Sehkraft lässt nach den vielen Jahren Handarbeit unter verschiedensten Bedingungen nach.

Dann gibt es auch noch die verarmte Adlige Lisette, welche in ihrer Kindheit ein Stück Spitze in dem Geüäck eines Besuchers findet – und dieses ausversehen ruiniert. Durch dieses Unglück verändert sich ihre Welt vollkommen, denn der Gast droht, ihren Vater allen Besitz wegzunehmen.

An einem Stück Seide können ganze Schicksale hängen....

 

Meinung:

Als ich den Klappentext gelesen hatte, war meine Erwartung, dass man eine Person durch viele Jahre begleitet, ihre Erfahrungen und Ängste kennenlernt, sowie auch näheres über die Herstellung von Spitze und der Bedeutung des Stoffes erfährt. Teilweise wurden meine Erwartungen erfüllt, besonders in Bezug auf die Spitze, der andere Teil war vollkommen anders als erwartet. Als Leser lernt man Katharina im Alter von ungefähr 30 Jahren kennen, sie hat den Höhepunkt ihres Lebens länst überwunden und muss nun mit den Folgen der harten Arbeit bei der Herstellung von Spitze kämpfen. Sie erblindet nicht nur langsam, mehrmals wird erwähnt, dass sie die Haltung einer alten Frau hat, die das Rentneralter schon lange erreicht hat. Dies war unter anderem etwas, was mich mit der Zeit gestört hat. Die ständigen Wiederholungen von einigen Fakten. Sie waren meiner Meinung nach für die Handlung nicht sonderlich entscheidend und ich habe sie bei dem erstmaligen Leser schon vollkommen erfasst.

 

Sehr besonders war für mich die Erzählperspektive. In dem Roman kommen sieben verschiedene Protagonisten zu Wort, die Geschichte wird also aus sieben Perspektiven beschrieben. Interessant ist hierbei, dass sich die Protagonisten nicht zwangsläufig kennen oder während des Handlungsverlaufs über den Weg laufen. Sie sind alle miteinander verknüpft, dies fällt jedoch erst im fortgeschrittenen Verlauf der Handlung auf. Somit bleibt die Handlung bis zum Ende spannend, manche Charaktere gehen andere Wege als erwartet oder erleiden am Ende ein Schicksal, welches man nicht voraussagen konnte.

Anfangs stand ich dieser vielfältigen Erzählperspektive etwas kritisch gegenüber, da ich Angst hatte, dass manche Protagonisten etwas zu kurz kommen könnten. Diese Ansicht musste ich jedoch schnell revidieren, es gab ein sehr ausgeglichenes Verhältnis, man hatte nie das Gefühl, über einen Protagonisten zu wenig zu erfahren. Letztendlich ist Beschreibung der Sichtweise aus sieben Winkeln für mich sogar das Highlight des Buches gewesen und macht es für mich besonders. Sehr gelungen!
 

Die Protagonisten waren alle recht wenig charakterisiert, sie waren ziemlich unauffällig und bleiben mir nicht lange im Gedächtnis, nachdem ich das Buch beendet habe. Sie waren mir zu wenig gekennzeichnet und mir fiel es schwer, zu einem eine Bindung aufzubauen, egal ob positiv oder negativ. Jeder Charakter wirkte auf mich sehr leblos und hatte scheinbar keine Besonderheiten, die ihn auszeichnen.

 

Auch der Verlauf der Handlung hat mich nicht vollkommen überzeugt. Zwar blieb es bis zum Ende spannend und offen, jedoch hat für mich ungefähr ab Mitte des Buches das Interesse abgenommen. Ich wollte immer noch wissen, wie es weitergeht, jedoch war für mich irgendwie die Luft raus und der zweite Teil des Romans war meiner Meinung nach nicht mehr so einnehmend, wie der erste.

 

Fazit:

Ein Buch mit einem sehr starken und wunderbaren Beginn, jedoch lässt die interessante Handlung mit der Zeit nach und ist am Ende fast etwas enttäuschend. Grandios gelungen ist jedoch die Sichtweise der Handlung aus sieben Winkeln, u.a. eines Hundes.