Rezension

Grandioser Auftakt voller Witz und Charme!

Die Pan-Trilogie 01. Das geheime Vermächtnis des Pan - Sandra Regnier

Die Pan-Trilogie 01. Das geheime Vermächtnis des Pan
von Sandra Regnier

*Worum geht's?*
Felicity Morgan ist achtzehn Jahre alt, trägt eine Zahnspange und hat ein paar Kilos zu viel auf den Hüften. Sie schert sich weder um ihren Kleidungsstil noch um ihr Äußeres und zählt zu den letzten Mädchen, die die beliebteste Clique des Horton College of Westminster in ihre Reihen aufnehmen würden. Als der attraktive Lee FitzMor auf ihre Schule kommt, weiß Felicity genau, mit wem er sich abgeben wird. Doch seltsamerweise scheint sich Lee ausgerechnet für sie zu interessieren! Manchmal kommt es Felicity sogar so vor, als könne Lee ihre Gedanken lesen… und je näher sie ihm kommt, desto klarer wird ihr: Lee ist tatsächlich nicht ganz menschlich…

*Meine Meinung:*
„Das geheime Vermächtnis des Pan“ von Sandra Regnier ist der Auftakt der umschwärmten Pan-Trilogie. Ursprünglich im impress-Verlag erschienen, einem Imprint des Carlsen Verlags, verkaufte sich der zunächst nur als eBook geplante Titel so gut, dass Carlsen nun doch eine Printausgabe in die Buchläden brachte. Das Buch beginnt wie typische paranormale Fantasy für Teenies: ein nicht wirklich menschlicher, aber äußerst attraktiver junger Mann kommt neu auf eine Schule – und alle Mädchen sind hin und weg von ihm. Natürlich hat er nur Augen für seine Auserwählte, seine vom Schicksal prophezeite große Liebe Felicity. Doch Sandra Regnier hat sich dagegen entschieden, ihren Leser die altbekannte Geschichte ein weiteres Mal zu erzählen. Stattdessen spielt sie mit den Klischees und lässt genau das geschehen, was im glatt geschliffenen Romantasy-Roman niemals passieren dürfte: der sexy Typ erwischt die Falsche! Denn die Felicity, nach der er sucht, ist gar nicht das Model, das er gerade küsst – sondern das unscheinbare, pummelige Mädchen, das ihm dabei zuschaut…

Felicity Morgan, von vielen nur City (ja, wie die Stadt) genannt, ist die Erzählerin der Geschichte und entspricht so gar nicht dem stereotypen Idealbild einer Romanprotagonistin. Mit ihren achtzehn Jahren trägt sie noch immer eine Zahnspange, sie hat ein paar Kilos zu viel auf der Waage und von Make-Up und Klamotten hält sie überhaupt nichts. Felicity zählt zu den unbeliebten Schülern des Horton College of Westminster, kann sich mit ihrer untypischen Art aber sofort ins Herz ihrer Leser schleichen. Trotz ihrer eher zurückhaltenden Art hat sie immer einen witzigen und schlagfertigen Spruch parat, der sie noch sympathischer macht. Außerdem ist Felicity kein Mädchen, das schnell den Kopf in den Sand steckt. Sie weiß, was sie möchte, und tut alles, um ihre Ziele zu erreichen. Auch, wenn sie das so manches Mal große Überwindung kostet… Felicity ist nicht wie andere Protagonistinnen, sondern eine ganz besondere, authentische Figur mit großartigen Wertevorstellungen, in die man einfach gern haben muss!

Leander FitzMor, kurz Lee, übernimmt die Rolle des attraktiven Neuankömmlings, der ein Geheimnis zu verbergen hat. Im Gegensatz zu Felicity entspricht er jedem Klischee, das einem Kerl im Jugendbuchgenre nur begegnen kann. Wer nun aber glaubt, dass dies Lee selbst zu einem Klischee macht, täuscht gewaltig. Denn Lee, der nicht nur die Herzen der weiblichen Charaktere im Sturm erobert, hat viel mehr zu bieten als ein anziehendes Äußeres, heiße Flirts und seltsame Fähigkeiten. Hinter Lee steckt eine aufregende Persönlichkeit mit einer tollen Hintergrundgeschichte, über die Sandra Regnier ihre Leser allerdings nur langsam und mit spärlichen Informationsfetzen aufklärt. Man kann sich bei Lee lange nicht sicher sein, was in seinem Kopf vorgeht und welchen Plan er verfolgt, doch eines ist ganz klar: Man will dem faszinierenden Lee um jeden Preis auf die Schliche kommen!

Obwohl es zwischen Felicity und Lee knistert und Sandra Regnier die romantische Ebene ihrer Geschichte oftmals in der Vordergrund rückt, drängt sich die Liebesgeschichte niemals auf. Sandra Regnier hat in „Das geheime Vermächtnis des Pan“ die richtige Balance zwischen seichten Gefühlen, kribbelnden Schmetterlingen im Bauch und kitschiger Romanze aufgebaut. Felicitys Gefühlsentwicklungen mitzuerleben und mit ihr gemeinsam ins Schwärmen zu geraten, sorgt für jede Menge spaßige Momente – sogar bei den verschiedenen Beziehungsgeflechten, die sich im Geschichtsverlauf antun!

Auch sonst ist die Handlung nicht frei von Kitsch und Klischee, aber Sandra Regnier versüßt jedes Kapitel mit ihrem Witz und einer ordentlichen Portion Charme, sodass man gar nicht anders kann, als sich in „Das geheime Vermächtnis des Pan“ zu verlieben. Auch wenn der spannende, magische Teil der Trilogie im Auftakt kaum behandelt wird, wird es einem zwischen den Seiten niemals langweilig. Man erlebt zusammen mit den Charakteren eine amüsante und kurzweilige Geschichte, die für beste Unterhaltung an einem gemütlichen Leseabend sorgt. Hier und da ein bisschen mehr Tiefe hätte Felicity, Lee und ihren Freunden zwar sicherlich nicht geschadet, aber alles in allem bietet „Das geheime Vermächtnis des Pan“ alles, was man sich von einem spaßigen Romantasy-Abenteuer wünschen kann.

Neben Felicity und Lee gibt es noch viele weitere Charaktere, die in „Das geheime Vermächtnis des Pan“ eine Rolle spielen: Felicitys „Loser-Club“, bestehend aus ihren Freunden Phyllis, Nicole, Ruby, Jayden und Corey, ihre manchmal etwas schwierige Familie, der aufgesetzte Star-Club der Schule und noch viele mehr! Trotz der großen Menge an Figuren besteht niemals Verwechslungsgefahr, denn Sandra Regnier hat aus jedem von ihnen einen individuellen Charakter mit seinen persönlichen Stärken und Schwächen gemacht. Dass einige von ihnen trotzdem eine klischeehafte Jugendbuch-Rolle übernehmen (die gilt vor allem der Star-Club!), macht sie wie Lee allerdings nur sympathischer und lustiger.

„Das geheime Vermächtnis des Pan“ endet sehr abrupt und mit einem grausamen Cliffhanger, der einen fassungslos an dem letzten Satz hängen lässt. Verzweifelt sucht man nach dem nächsten Kapitel – genau an der Stelle kann doch nicht einfach Schluss sein! -, aber so sehr man sich auch bemüht: Es lassen sich keine weiteren Seiten finden. Sandra Regnier sorgt mit dem Abschluss ihres Auftakts auf ganz gemeine Weise dafür, dass man sofort weiterlesen will. Koste es, was es wolle! Daher gibt es von mir nicht nur eine klare Leseempfehlung für den ersten Band der Pan-Trilogie, sondern auch die deutliche Warnung, dass ihr den Buchladen keinesfalls verlassen solltet, wenn ihr nicht auch die Fortsetzung „Die dunkle Prophezeiung des Pan“ dabei habt! 

*Cover:*
An sich gefällt mir das Cover gut. Die Silhouette eines Mädchens mit Feenflügeln und die Skyline Londons im Hintergrund – diese Kombination strahlt definitiv eine tolle Atmosphäre aus! Wer sich das Cover jedoch genauer anschaut, dem wird schnell auffallen, das die verschiedenen Bildelemente eher unsauber zusammengefügt wurden. „Von weitem hui, von nahem pfui“ ist zwar etwas übertrieben, aber das hätten die Grafiker wirklich besser hinbekommen können.

*Fazit:*
„Das geheime Vermächtnis des Pan“ von Sandra Regnier ist ein gelungener Auftakt ihrer Pan-Trilogie. Die Geschichte um Felicity, die so gar nicht dem perfekten Protagonisten-Image entsprechen will, ist ein großartiges Buch, um einfach mal abzuschalten und sich in eine fremde magische Welt entführen zu lassen, in der man beinahe unentwegt zum Lachen gebracht wird. Sandra Regnier spielt mit Kitsch und Klischee der jugendlichen Fantasy und schafft es mit ihrem Charme und ihrem locker-flockigen Schreibstil, aus ihrem Trilogie-Auftakt einen kurzweiligen Pageturner zu machen. „Das geheime Vermächtnis des Pan“ ist zuckersüß und sorgt für spaßige Lesestunden! Ich vergebe gute 4 Lurche und bin schon sehr gespannt, welche Abenteuer in „Die dunkle Prophezeiung des Pan“ auf Felicity und Lee warten werden…