Rezension

Grandioser Mittelteil

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Pageturner-Mittelteil

Cover: Ich muss ehrlich sagen, dass mich das Cover nicht anspricht und ich es auch im Laden einfach übersehen hätte, weil es so unscheinbar ist. Zwar wirkt das Dunkle bedrohlich, aber man erkennt halt nicht, was das Motiv eigentlich ist (Gras bzw. Pflanzen nehme ich an) und die Schrift ist auch einfach und unauffällig. Bei genauerer Betrachtung macht es zwar etwas neugierig, aber beim einfachen Drüberschauen im Geschäft würde es mir nicht auffallen.

Inhalt: Eine bekannte Romanautorin lebt einsam und zurückgezogen. Seit 11 Jahren ist sie nicht mehr aus ihrem Haus gekommen. Der Grund: Sie findet ihre ermordete Schwester und sieht den Mörder, der entkommen kann. Doch jetzt entdeckt sie sein Gesicht im Fernsehen und schmiedet einen Plan. Doch was ist damals wirklich geschehen?

Eigene Meinung: Als Erstes ist mir aufgefallen, dass mir der Stil der Autorin nicht ganz so liegt. Mal sind es kurze Sätze, dann mal recht lange Sätze. Viele Ein-Wort-Sätze. Das stört mich auch noch in der Mitte des Buches. Oder was heißt stören? Es fällt mir halt auf und somit denke ich drüber nach und kann mich manchmal schon nicht richtig auf das Gelesene konzentrieren – und das stört mich. An kurze Kapitel habe ich mich mittlerweile gewöhnt, ist ganz gut, wenn man dann immer Kapitelweise liest.

In die Hauptfigur Linda Conrads kann ich mich persönlich hineinversetzen und sie ist mir recht sympathisch. Generell empfinde ich alle Charaktere als realistisch. Einige Beschreibungen, wie etwa die von dem heimeligen Haus, sind sehr gelungen.

Interessant fand ich das Buch im Buch, das Linda zum Verarbeiten schreibt, und das ja eine weitere Sichtweise der Geschehnisse eröffnet. Wie dicht da Lindas Realität und die Realität des Romans beieinander liegen, ist spannend zu beobachten. Die Anzahl dieser Einschübe finde ich auf jeden Fall genau richtig. Auch toll, dass man einen kleinen Einblick in das Denken von Autoren, Fans, allgemein Bücher, Verlagswesen und das Schreiben erhält.

Im Mittelteil entwickelt sich der Roman als wahrer Pageturner. Ein Duell, das packend geschrieben ist und mit guten Ideen aufwartet, verwirrt und überrascht. Teilweise habe ich das Geschriebene studiert, wie man es denn auslegen könnte - man versucht sich quasi selbst als Löser des Falls bzw. als Psychologe. Man spielt Sherlock :) Dann flacht die Geschichte ab und verwirrt vor allen Dingen. Man muss genau lesen, um die Zusammenhänge, die Realität zu begreifen. Den Schluss fand ich dann in dem Zusammenhang etwas zu kurz.

Fazit: Ich gebe dem Buch gute 4 Sterne, was vor allem an dem wahnsinnigen Pageturner-Mittelteil liegt. Trotz des Schreibstils bin ich positiv von dem Roman überrascht, finde es spannend und auch interessant. Alles hat mir nicht gefallen, aber durch das Duell bleibt der Roman in gutem Gedächtnis.

Ich kann es auf jeden Fall empfehlen - auch, weil es im positiven Sinne etwas anders ist.